Und noch ein Beitrag über Achtsamkeit

Achtsamkeit! Ja, genau, jetzt komme ich auch noch mit diesem Thema um die Ecke. Als hätten nicht bereits genug Zeitschriften und Blogs darüber berichtet. Man könnte meinen, achtsam mit sich sein, wäre ein Trend. Nun der ist dann wohl an mir vorbeigegangen bzw. greife ich ihn wieder als eine der Letzten auf. Vielleicht möchtet ihr über Achtsamkeit auch nichts mehr hören bzw. lesen. Trotzdem schneide ich es an. Denn wenn ich darüber schreibe, hilft es mir eventuell, es mir intensiver zu verinnerlichen. Im Prinzip weiß ich wie ihr, wie wichtig es ist auf sich zu achten. Allerdings bin ich ständig Sklave meines vollgepackten Alltags. Denn wir können noch so viele Bücher über Selbstliebe lesen, wenn wir es nicht wirklich praktizieren, nutzen sie uns alle nichts.

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Sorgsamkeit gegenüber sich selbst fördert die Gesundheit

Auch in Seminaren, während meiner Reha hier auf Sylt, wurde über Achtsamkeit gesprochen. Schließlich sind wir hier alle Krebspatientinnen und sorgsam gegenüber sich selbst zu sein, fördert bekanntlich die Gesundheit. Wenn ich euch frage, wie ihr auf euch achten könnt, fallen bestimmt die Worte wie ,, gesunde Ernährung, Sport, Stressabbau und sich Gutes tun“. Eigentlich alles einfach umzusetzen. Wenn nur oftmals der Zeitmangel nicht wäre.

Wo wir auch gleich beim Stress angelangt sind. Ist es nicht so, dass wir oft bereits beim Öffnen der Augen am Morgen daran denken, was wir alles erledigen müssen. Noch im Bett gehen wir die To-do-Liste für die Arbeit durch, unser Kopf ist schon mitten im Job. Warum eigentlich? Unser Arbeitgeber zahlt uns nicht bereits beim Aufstehen dafür, dass wir gedanklich schon am Schreibtisch sitzen. Ebenso müssen beim Duschen nicht 4 Arbeitskollegen neben uns stehen. Schiebt die Gedanken zur Seite und genießt in Ruhe euer Frühstück. Denkt an etwas Schönes, lest im aktuellen Buch. Oder wie wäre es mit Katzenvideos auf YouTube, das sorgt augenblicklich für ein entspanntes Gefühl.

Der Weg zur Zufriedenheit ist die Dankbarkeit

Achtsamkeit hat ebenso etwas mit Dankbarkeit zu tun. Was fällt euch ein, wenn ich euch frage, wofür ihr dankbar seid? Dankbar generell! Ich will euch erzählen, was mich dankbar sein lässt: für meine gesunde Tochter und selbstverständlich auch für meine eigene Gesundheit. Für meine Arbeit, gute Freunde und für mein Blog. Ich danke, dass ich in einem sicheren Land lebe. Ja, wir sind sicher. Wir haben keinen Krieg, wir müssen nicht flüchten. Wofür seid ihr HEUTE dankbar? Heute, gerade jetzt in dem Moment? Könnt ihr drei Dinge aufzählen? Ich bin dankbar, dass ich heute noch einen Tag auf Sylt bin, dass die Sonne scheint und dass ich mich gleich mit fließendem Wasser duschen kann. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Es gibt genug Menschen auf dieser Welt, die diesen Luxus nicht haben. Sich solche Dinge immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, bereitet ein gutes Gefühl.

Der Weg zur Zufriedenheit ist die Dankbarkeit, für das, was wir haben. Zufriedenheit können wir erlernen. Hier ist es eine schöne Idee, sich ein Büchlein zuzulegen und täglich 3 Dinge darin zu notieren, die uns im Laufe des Tages glücklich gemacht haben. Wer nicht schreiben mag, kann sich auch abends beim Einschlafen darauf besinnen. Durch das Niedergeschriebene wird es jedoch intensiver wahrgenommen und es kann auch immer wieder darin nachgelesen werden.

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Zeit für dich nehmen ist auch Achtsamkeit

Achtsamkeit bedeutet, Zeit für sich zu nehmen, auf sich selbst besinnen. Leider geht das im Alltag oft verloren. Es mangelt an Zeit, die To-do-Liste ist mal wieder viel zu lang. Doch es tut schon gut, sich bewusst eine halbe Stunde zu nehmen und einfach gar nichts zu tun. Setzt euch mit einer Tasse Tee oder Kaffee auf das Sofa. Das Handy ist aus und außer Reichweite. Macht den Kopf frei von allen Gedanken. Wenn es euch hilft, schaut ein Bild vor euch an. Nehmt es intensiv wahr. Das hört sich einfach an, doch ganz so ist es nicht. Ich ertappe zumindest mich oftmals dabei, dass mein Kopf schon nach 10 Minuten anfängt zu arbeiten. Ich denke dann an all die Dinge, die ich eigentlich noch erledigen müsste. Manchmal unterbreche ich sogar diese halbe Stunde der Selbstbesinnung, weil ich den Druck des Unerledigten nicht aushalte. Oder weil meine Gedanken hin und her hüpfen. Davon haben wir ja schließlich reichlich – schätzungsweise 50.000 Gedanken täglich.

Manchmal habe ich den Eindruck, bei mir sind es 100.000 Gedanken! Gerade deshalb wäre es wichtig, diesen Gedankensalat wenigstens für eine halbe Stunde täglich auszublenden. Achtsamkeit bedeutet im Hier und Jetzt zu sein. Nicht im Gedanken wegdriften, nicht die To-do-Liste der Zukunft herunterzugehen oder auch nicht in die Vergangenheit zu gleiten, so wie wir es meistens tun. Es bedeutet im gegenwärtigen Moment zu sein und wirklich zu spüren, was hier gerade passiert. Wo bin ich gerade, wie fühle ich mich und mein Körper, welche Empfindungen und welche Emotionen habe ich gerade. Das alles wahrzunehmen, ohne es zu beurteilen. Und hier hilft uns das bewusste Atmen, das tiefe Ein- und Ausatmen. Den eigenen Atmen zu spüren.

Dieses intensive Atmen unterstützt uns auch in anderen Lebenssituationen. Nicht umsonst heißt es ,,erst mal tief ein- und ausatmen“. Es wird empfohlen, dieses bewusste Atmen in Ruhe zu üben, damit wir bei Bedarf darauf zurückgreifen können. Denn dann ist es auch immer und überall abruf- und anwendbar, selbst an der Bushaltestelle oder am Kopierer auf der Arbeit. Stress oder Ärger wegzuatmen, tut unserer Gesundheit und unserem Körper gut. Auch das war ein Thema in unseren Seminaren der Gesundheitsförderung. Ich konnte an einem Tag sogar mit einem Paradebeispiel aufwarten. Es gab für mich einen Anlass des Ärgernisses. Diesen Ärger nahm ich mit in den Speisesaal und ließ mich darüber bei meinen Tischkollegen aus. Klar, ich wollte Zuspruch und ich wollte Mitleid. Zudem wollte ich mich abreagieren. Und so kam es zu einer hitzigen Diskussion. Statt mich also zu beruhigen, steigerte ich mich noch mehr hinein. Hier wäre es ratsam gewesen, einfach mal gleich vor die Tür zu treten, tief durchzuatmen und dann erst zum Mittagessen zu gehen.

Die Gesundheitsförderungsseminare hier in der Reha fand ich hoch spannend. Die leitende Psychologin hat uns Achtsamkeit wunderbar erklärlich näher gebracht. Ich hätte ihr stundenlang zuhören können. Ob ich all den Input für mich umsetzen kann, weiß ich nicht. Doch ich werde mich auf alle Fälle tiefer in das Thema einlesen. Zudem werde ich wieder vermehrt Sport in mein Leben integrieren. Sport ist der Schlüssel für so vieles – des baut Stress ab, fördert die Gesundheit und hilft dabei Krebs zu vermeiden.

Ich möchte mir täglich eine halbe Stunde für MICH nehmen und wenn ich nur in dieser Zeit bewusst atme, um den Kopf freizubekommen – einfach nur präsent und gegenwärtig zu sein. Katzenvideos schaue ich mir schon immer gerne an. Doch mein persönliches Rezept, um mal kurz im Alltag abzuschalten, sind kleine Videos auf Instagram der alten Comedy-Serie ,,Friends“. Ich kenne jede Szene in- und auswendig, kann mich aber immer wieder neu darüber schlapp lachen und Lachen ist ja bekanntlich gut für die Gesundheit.

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Mein Beitrag heute ist eine kleine Zusammenfassung der Seminare für Gesundheit, die wir in der Reha erhielten. Die Psychologin gab uns drei Literaturempfehlungen mit auf den Weg:

,,Selbstmitgefühle entwickeln“ von Chr.Brähler *
,,Selbstmitgefühl Schhritt für Schritt“ von Kristrin Neff *
Bücher von Jon Kabat-Zinn, z.B. ,,Im Alltag Ruhe finden“ * (*alles Affiliatelinks). Und hier noch eine Leseempfehlung von mir!

Der Weg des Weisen
Ein weiser uralter Mann,
der eine ungeheure Ruhe ausstrahlt,
wurde von einem anderen, geplagten Menschen gefragt:
,,Wie machst du das, immer so ruhig zu sein?“
,,Ganz einfach“, sagt der Weise,
,,wenn ich schlafe, schlafe ich,
wenn ich aufstehe, stehe ich auf,
wenn ich gehe, gehe ich,
wenn ich esse, esse ich,
wenn ich arbeite, arbeite ich,
wenn ich höre, höre ich,
wenn ich spreche, spreche ich.“

,,Wie, das verstehe ich nicht!
Das tue ich auch!
Trotzdem bin ich so nervös und unzufrieden.“

,,Nein, du machst es anders:
Wenn du schläfst, stehst du schon auf,
wenn du aufstehst, gehst du schon,
wenn du isst, arbeitest du schon,
wenn du hörst, sprichst du schon.“

… nach Laotse

13 Kommentare

  1. EvelinWakri
    Oktober 22, 2018 / 11:29 pm

    Liebe Claudia,
    Ein toller, einfühlsamer zum Nachdenken anregender Beitrag! Danke für diesen ausführlichen Bericht über Achtsamkeit!!! Denn nun ist mir bewusst, dass so wie ich seit meiner Transplantation lebe, dass das Achtsamkeit bedeutet. Schreibe fast täglich meine Erlebnisse, Gedanken und Empfindungen auf. Mache zu Hause jeden 2.Tag 1Stunde Pilates, Atemübungen und Dehnen. Nach einem halben Leben strengster Diät, bin ich bei der Ernährung am wenigsten achtsam, denn wenn man plötzlich alles essen darf, dann möchte man alles alles was köstlich ist !! Dankbar bin ich täglich dem Menschen für den ich gesund weiterleben darf, ohne ihn wäre ich heute nicht mehr hier. Dankbar bin ich auch, dass ich so tiefberührende Frauen wie Dich über Social Media kennen lernen konnte!! Sei achtsam und alles Glück der Welt für Dich!
    EvelinWakri

  2. Kerstin Helms
    Oktober 22, 2018 / 1:53 pm

    Liebe Claudia,
    danke für deinen wunderbaren Beitrag – auch ich hatte im vorigen Jahr eine Krebserkrankung und mit der Achtsamkeit steh ich immer noch ein wenig auf Kriegsfuß. Ich möchte, aber ich kann mich nicht so richtig von meinen Zwängen, es immer perfekt zu machen, lösen. Genauso ist es, wie du es in deinem Beitrag beschreibst, wenn ich dann mal ruhig sitze und versuche in mich hineinzuhorchen, dreht sich das Gedankenkarussell, was hätte ich in der Zeit alles wieder von meiner To-do-Liste abarbeiten können. Und was auch noch dazukommt – leider nehme ich immer viel zu sehr Rücksicht auf andere Menschen, was ja im Grunde nicht verkehrt ist, da muss ich noch ganz doll an mir arbeiten, auch mal nein zu sagen und meine Bedürfnisse und Befindlichkeiten zu formulieren.
    Da ich eine eigene Firma habe, kann ich nicht einfach so eine längere Auszeit nehmen, es war schon eine Herausforderung, mit der Krebserkrankung alles unter einen Hut zu bekommen. Ich bemühe mich redlich, habe meine wöchentl. Arbeitszeit von 60 auf ca. 50 Stunden reduziert und gehe 3x in der Woche zum Sport, das bekommt mir ausgezeichnet. Gerne würde ich auch so eine Reha machen.
    Ich wünsche dir alles Gute und achte auf dich.
    Ach, und noch etwas, ich finde deinen Blog und dein Instagram account einfach klasse. Wie viel Zeit du hierfür investierst ist schon bemerkenswert. Mach bitte weiter so.
    Herzliche Grüße Kerstin (fisch1963)

    • claudia
      Autor
      Oktober 22, 2018 / 7:48 pm

      Liebe Kerstin,
      ich hoffe du bist mit deiner Krebserkrankung auf einen guten Weg! du darfst nicht vergessen, dass du auch nach allen notwendigen Behandlungen nach wie vor eine Krebspatientin bist. Du musst gleich dreimal mehr auf dich achten. Bei meinem Abschlussgespräch jetzt in der Reha erinnerte mich der Arzt daran, dass ich nur eine Gesundheit habe. Wenn ich darauf nicht achten, kann ich auch keinen Blog führen. Das gleiche gilt auch für dich. Ich weiß, Selbstständigkeit ist auch ein enormer Druck, doch was nutze das alles, wenn wir es nicht genießen können.
      Ganz liebe Grüße an dich, Cla

      • Kerstin
        Oktober 23, 2018 / 11:03 am

        Liebe Claudia,
        danke für deine Antwort, ich werde mich bessern – mein Mann liegt mir auch ständig in den Ohren.
        Trotz grauem Herbstwetter wünsche ich dir eine wunderschöne Woche.
        Herzliche Grüße Kerstin

  3. Carmen
    Oktober 22, 2018 / 11:24 am

    Liebe Claudia,

    das passt ja wieder super. Habe auch gerade eine Basenfastenwoche in der Rhön hinter mir.
    Dort haben wir auch ganz viele Achtsamkeitsübungen gemacht und hatten tolle Gespräche.
    Ich glaube, der Herbst ist die beste Jahreszeit um zu reflektieren. Für mich war das mal wieder ein Hallo-Wach-Ruf. Man muss einfach viel mehr auf sich aufpassen und in sich reinhören. Und wie Du schon sagst, dankbar sein für jeden Tag. Ich mochte auch die Gespräche mit den anderen Frauen sehr, da wir uns ja nicht kannten. Und jede hatte ihre eigene Geschichte. Dir ging es bestimmt genauso auf Sylt. Es ist total klasse, dass Du dieses Thema angesprochen hast, da es ja uns alle betrifft. Danke dafür.
    Liebe Grüsse Carmen

    • claudia
      Autor
      Oktober 22, 2018 / 7:52 pm

      Liebe Carmen,
      auch ich fand wie Gespräche mit den anderen Frauen in der Reha sehr bereichernd. Das zeigt, dass es ganz vielen ähnlich geht. Oder die eine oder andere hatte auch gute Ratschläge.
      Schön, dass du so einen tollen Austausch hattest. Basenfasten hört sich interessant an. Damit möchte ich mich auch mal auseinandersetzen.
      Lieben Gruß Cla

  4. Renata Beckova
    Oktober 21, 2018 / 10:05 pm

    Liebe Cla,
    ein interessantes und ein Thema zu den man ohne Ende diskutieren kann. Sehr oft, und je älter ich werde frage ich mich selbst, wieso schaffe ich es nicht, oder nur mit großer Mühe abzuschalten. Öfters mal nein zu sagen… Ich weiß, das es in meiner Hand liegt….
    Danke für diesen „Gedanken Anstoß“
    Wünsche dir einen Stressfreien Wochenstart!
    Lieben Gruß
    Renata

    • claudia
      Autor
      Oktober 22, 2018 / 7:54 pm

      Hallo liebe Renata,
      schön wenn ich dir dich zum Thema Achtsamkeit anstoßen konnte. Ich selbst brauche auch immer wieder einen Anstoß. Ebenso muss ich noch am Nein-Sagen üben. 😉
      Herzlichen Gruß Cla

  5. Beate
    Oktober 21, 2018 / 5:41 pm

    Liebe Claudia,
    das hast du sehr schön geschrieben und zusammengefasst. Morgen geht das Seminar weiter, schade, dass du nicht dabei sein kannst. Du freust dich aber sicher sehr auf zuhause.
    Liebe Grüße
    Beate

    • claudia
      Autor
      Oktober 22, 2018 / 7:55 pm

      Liebe Beate,
      danke für deinen Kommentar. Ich habe heute während der Heimreise an euch gedacht. Hab noch eine schöne Zeit auf Sylt
      Viele Grüße Claudia

  6. Sabine
    Oktober 21, 2018 / 11:36 am

    Liebe Cla, wie recht Du hast. Werde mir ein paar Dinge zu Herzen nehmen. Genieße Deinen letzten Tag auf Sylt.
    LG Sabine (Tocapus)

    • claudia
      Autor
      Oktober 22, 2018 / 7:56 pm

      Ganz lieben Dank liebe Sabine. Grüße Cla

  7. Claudia
    Oktober 21, 2018 / 11:12 am

    Hallo Cla,
    so ein schönes Foto –
    Kleine Cla vor großem Leuchtturm. Süß!
    Liebe Grüße,
    einen schönen letzten Tag auf Sylt und eine gute Heimreise,
    Claudia

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