Man sagt immer so schön, es sind die kleinen Dinge im Leben, die glücklich machen. Doch kann man diese winzigen Momente auch wirklich genießen, wenn das wichtigste Glück nicht vorhanden ist: Gesundheit für seine Lieben und für sich selbst?
In letzter Zeit denke ich öfter über meine Brustkrebserkrankung nach, mit der ich mich 2016 herumplagte. Vielleicht, weil ich letztens den Beitrag über die BH-Queen geschrieben und ich mich dadurch auch mit dieser Phase in meinem Leben beschäftigt habe. Doch, auch ein Satz, den ich im Zusammenhang mit Brustkrebs hörte, brachte mich zum Nachdenken: nach einer Mastektomie würde es oft durch den Verlust der Brust zu einer Trauerphase kommen. Ich fragte mich, wie es mir damals ergangen ist, habe ich tatsächlich um meinen Busen getrauert?
Generell machte ich mir über meine Brustkrebserkrankung nicht allzu viele Gedanken. Sicher informierte ich mich über DCIS (verkapselter Brustkrebs) und meinen bevorstehenden Operationen. Doch ständig darüber nachgedacht oder gar gegrübelt hatte ich auch nicht. Was bestimmt auch damit zusammenhing, dass ich zu der Zeit mehr in Trauer um meine Mutter war, die genau in dieser Phase meines Lebens verstorben ist.
Ich dachte, ich schaffe das schon
Manchmal denkt man, man wäre Herr der Lage und hat die Kraft alles zu schaffen. Doch irgendwann wird man davon eingeholt. Ich weiß, ich hatte damals mit meiner Erkrankung riesiges Glück. Wobei Glück im Unglück vielleicht besser passen würde. Dadurch, dass ich mir habe beide Brüste abnehmen lassen, wurde mir die Bestrahlung und die Chemotherapie erspart. Wer meine Geschichte nicht kennt, kann sie gerne nachlesen. Es war nicht so, dass ich die Mastektomie habe vorbeugend vornehmen lassen, sondern auf Anraten der Ärzte, es war einfach zu viel Gewebe von einer Brust erkrankt.
Vor ein paar Monaten ist eine liebe Kollegin von mir verstorben. Sie erkrankte etwa ein Jahr vor mir an Brustkrebs. Nur war bei ihr der Verlauf nicht so positiv wie bei mir. In all den Jahren musste sich meine Kollegin immer wieder diversen Chemotherapien unterziehen. Irgendwann konnte sie nicht mal mehr arbeiten und letztendlich ist sie nach jahrelangem Kampf verstorben.
Auch diese traurige Geschichte meiner Kollegin hat mir wieder gezeigt, welch ein großes Glück ich doch hatte. Ich frage mich, ob ich jetzt nach Jahren und überhaupt, das Recht habe, mir nachträglich noch Gedanken über meine Erkrankung oder den Verlust meines Busens zu machen. Warum denke ich auch nach sieben Jahren noch darüber nach? Weil ich es doch nicht aufgearbeitet habe?
Manchmal fallen mir bestimmte Momente aus dieser Zeit ein. Ich erinnere mich noch genau, wie ich bei der wichtigsten Operation mit dem Krankenbett von einem Pfleger in den OP gefahren wurde und ich dabei die Deckenbeleuchtungen betrachtete. Ich war ganz ruhig und still, doch trotzdem liefen mir die Tränen aus den Augenwinkeln. Auch den Small Talk mit dem Narkosearzt im OP-Raum weiß ich noch wortwörtlich.
Mein Unterbewusstsein beschäftigt sich noch damit
Seltsamerweise empfinde ich es manchmal, als wäre meine Erkrankung minderwertiger gegenüber den Brustkrebserkrankungen anderer Frauen gewesen. Denn schließlich hatte ich ,,nur“ verkapselten Brustkrebs. Ich hatte auch nicht das volle Programm, wie es viele Krebspatienten benötigen. Weder brauchte ich Chemotherapie, noch Bestrahlung und dementsprechend fielen mir auch keine Haare aus. Darüber sollte ich froh sein, bin ich selbstverständlich auch.
Ach, ich mache mir gerade zu viele Gedanken, was wohl eindeutig ein Zeichen ist, ich habe meine damalige Erkrankung nicht aufgearbeitet. Es ist auch nicht so, dass ich Tag und Nacht darüber grüble. Nur gerade wohl etwas verstärkt. Auch das ist ein Anzeichen des Älterwerdens. Je älter man wird, desto mehr denkt man über die Vergangenheit nach.
Die kleinen Dinge des Lebens wusste ich schon immer zu schätzen, jetzt noch mehr denn je. Dankbar bin ich, meine Erkrankung so gut besiegt zu haben.
- Jacke + Shirt: Zara
- Jeans: Agolde
- Sneaker: Gucci
- Tasche: Bottega Veneta
- Ohrringe: Runte-Schmuck
Ich finde es sehr verständlich, dass du darüber nachdenkst. Das entfernen beider Brüste finde ich schon einen großen Schritt und alleine vor den Operationen hätte ich glaube ich richtig Panik gehabt. Und dann der Wiederaufbau, der ja auch nicht ohne ist. Ich denke schon seit über 10 Jahren sehr oft über eine brustvergrösserung, da meine Brüste Nach 2 stillzeiten eig nicht mehr groß Vorhaben sind ( waren davor auch nicht groß, aber mir passt nicht mal mehr a und das passt eig auch nicht zu meinem Körperbau). Aber ich konnte mich nicht entschließen, ein Implantat einsetzen zu lassen weil ich Angst davor habe ( vor den Nebenwirkungen Vorallem, die ja nach wie vor nicht wirklich erforscht sind). Ich habe mich jetzt für einen Aufbau mit Eigenart entschieden aber auch vor diesem Eingriff große Angst. Deshalb finde ich es achin sehr stark, dass du diese 2 Operationen geschafft hast. Ich glaube ich hätte da psychische Probleme gekriegt.
Was mir auch durch den Kopf gegangen ist, dass du mal meintest du hattest jahrelang Nervenschmerzen und musstest Schmerzmittel nehmen. Bewundernswert, dass du das einfach so durchgestanden hast. Mir macht sowas Ängste.ä, depressive Verstimmungen etc.
Welche Mittel hast du damals gekommen und wie die Schmerzen in den Griff bekommen ? Liebe Grüße
Autor
Liebe Ornella,
ich glaube, jede Operation kann Risiken mit sich bringen. Alles dich gut beraten über alle möglichen Probleme, die auftreten können.
Ich weiß nicht, aus welchem Bereich dir Eigengewebe entnommen wird. Am häufigsten wird es wohl aus der Bauchregion entnommen, doch bei mir war da leider zu wenig ,,Material“ vorhanden.
Meine Brust wurde mit Gewebe aus dem hinteren Bein (zwischen Po und Bein) aufgebaut. Mein Arzt hatte mich darauf hingewiesen, dass es sein könne, dass der Bereich taub werden könne und so ist es auch eingetroffen. Manchmal kommt es vor, dass sich an der betroffenen Stelle wieder Gewebe bildet, bei mir bedauerlicherweise nicht. Dadurch sitze ich fast auf meinem Hüftknochen, was mir Schmerzen bereitet.
Für die Nervenschmerzen, die ich durch häufige Gürtelrose bekommen habe, musste ich u.A. zwei Jahre Pregabalin einnehmen. Gürtelrose bekam ich immer wieder, weil mein Körper mit allem wohl doch überlastet war.
Liebe Ornella, die Probleme, die bei mir aufgetreten sind, kommen recht selten vor. Das wurde mit immer wieder von den Ärzten gesagt. Ich kann dir nur empfehlen, lass dich gut von einem Arzt aufklären und schaue, was für dich persönlich am besten ist.
Herzliche Grüße an dich, Cla
Liebe Claudia, ich lese Deinen Blog schon länger, poste aber heute zum ersten Mal. Bei mir wurde im Jahr 2016 ebenfalls BK diagnostiziert, in einem fortgeschrittenen Stadium, weswegen ich auch die gesamte Therapie erhielt (Dauer ca. 10 Monate) inkl. Mastektomie, allerdings ohne Wiederaufbau. Für mich kam die Diagnose vollkommen aus dem Nichts (wie bei den meisten Frauen) und ich habe erst Jahre später halbwegs realisiert, was mir widerfahren ist. Während der Therapie habe ich versucht, wenig an das zu denken, was mir vielleicht bevorsteht und meine Kräfte instinktiv gebündelt, um möglichst viel Kraft zu haben, die ich in die Bewältigung der Krankheit (und der Therapie) steckte.
Nach Beendigung der onkologischen Therapie habe ich es zweimal mit einer Psychologin versucht, aber das war nicht das Richtige für mich. Ich ging auch davon aus, dass ich damit selber klar komme. Kam ich auch, aber es hat Jahre gedauert und es beschäftigt mich immer noch, auch wenn nicht mehr so massiv. Aber es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke (werde ja auch jeden Tag erinnert, wenn ich mich anziehe) und irgendwie habe ich meinen Frieden damit gemacht.
Viele haben mich damals gefragt, ob man intensiver lebt, wenn man so einen Bruch erlebt. Seinerzeit nicht, aber heute sind mir viele Dinge sehr viel bewusster und wertvoller und ich achte auch mehr auf mich (soweit machbar). Insofern denke ich, dass das, was Du beschreibst, eine doch normale Reaktion ist. Solltest Du das Gefühl haben, Unterstützung bei der Verarbeitung könnte hilfreich sein, dann hol sie Dir. Da gibt es kein „richtig“ und kein „falsch“. Ggf. magst Du mal ins Forum der „Frauenselbsthilfe nach Krebs“ schauen, da sind auch einige Frauen unterwegs, deren Erkrankung länger zurückliegt. Andererseits liest man da auch sehr viel Tragisches.
Alles Gute für Dich und danke für Deinen Bericht!
Autor
Liebe Susanne,
ich denke, wenn man so eine schwerwiegende Diagnose erhält, versucht man einfach nur die Kraft zu haben, um das alles durchzustehen. Aber vielleicht ist es auch eine Art Selbstschutz, nicht zu viel darüber nachzudenken und sich nur auf das wesentliche zu konzentrieren: nämlich wieder gesund zu werden. Anderseits ist es auch eine enorme Kraft, die wir aufbringen mussten, das zerrt an der Psyche und am Körper. Mein Körper hat mir ein Jahr später signalisiert, dass wohl doch alles zu viel war und mich damit ausgebremst.
Aus deinen Zeilen entnehme ich, dass du eine mutige Frau bist und ähnlich tickst wie ich. So ein einschneidendes Ereignis im Leben prägt, verändert einen, macht aber auch feinfühliger für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
Auch dir alles Gute und ganz liebe Grüße, Claudia
Liebe Claudia,
ich fühle mit dir.
Auch bei mir wurde im Sommer 2017 Brustkrebs diagnostiziert. Nach Entfernung des Tumors, zweier Lymphknoten , anschießender Bestrahlung und einer fünfjährigen Einnahme von Tamoxifen, habe ich mich gut erholt. Aber ab und an denke ich daran, was ich doch für ein Glück im Unglück hatte. Da ich selbständig bin und zwölf Mitarbeiter habe, bin ich auch während dieser Zeit immer arbeiten gegangen, zwar etwas verkürzt. Ich hatte gar keine Zeit, über meine Erkrankung nachzudenken. Zudem bin ich immer offensiv mit dem Brustkrebs umgegangen.
Zwar merke ich schon, dass diese Zeit nicht ganz spurlos an mir vorüber gegangen ist, aber ich bin froh, dass ich leben darf. In diesem Jahr bin ich 60 geworden und ich überlege, ob ich nicht mehr so viel arbeiten sollte.
Die Zeit rast einfach viel zu schnell.
Dir weiterhin ganz viel Gesundheit und Wohlergehen.
Ganz herzliche Grüße aus Berlin – Kerstin (fisch1963)
Autor
Ach, liebe Kerstin, da hast du auch einen langen, schweren Weg hinter dir. Ich kann mir vorstellen, dass du ebenso noch nicht alles aufgearbeitet hast, gerade wenn du in der schweren Zeit weiter voll berufstätig warst. Ich habe es ähnlich gehandhabt und bilde mir ein, dass es für mich so besser war, denn ich hatte dadurch weniger Zeit zum Grübeln.
Aber wer weiß, vielleicht hätten wir uns die Zeit nehmen sollen. Doch das Wichtigste ist, dass wir das alles gut überstanden haben. Und vorzeitig in Rente zu gehen, ist eine gute Idee, ich denke auch darüber nach. 🙂
Alles Gute und ganz liebe Grüße an dich, Cla
Ich habe gerade Gönsehaut. Von der Krebserkrankung wusste ich gar nicht. Und ich finde man darf sich so fühlen wie man ist. Ich kann mir gut denken, dass man viel darüber denkt wenn auch im Freundeskreis das Thema präsent ist und eine Freundin daran gestorben ist. Krebs bleibt am Ende Krebs, und auch wenn man ihn überstanden hat, so darf man die gleiche Gefühle haben. Ich bin froh, dass du einen milden Verlauf hattest.
Autor
Herzlichen Dank für deine lieben Worte, liebe Petra.
Den Kommentar von Claudia finde ich „sehr weise“ formuliert und sehr zutreffend.
Auch ich habe 2016 Krankheit, Tod eines geliebten Menschen (Mutter) erlebt. Ich denke auch, dass ich, bzgl der Erkrankung, sehr viel Glück hatte, so, „richtig los“ lässt sie einen jedoch nicht. Vielleicht weil Krebs und Tod der Mutter so dicht bei einander waren??? Vielleicht denkst du deshalb daran und es beschäftigt uns im „Hintergrund „.
Wahrscheinlich auch weil man weiß, dass die Zeit – wie im Kommentar treffend formuliert – „weniger“ wird und man von dem, was einem passiert ist (manchmal) eingeholt wird. Man sollte trotzdem – wenn möglich – dass hier und jetzt sinnvoll nutzen! Mit dem Wissen der Vergangenheit begegnen wir der Zukunft! …
Herzliche Grüße Marie-Theres
Autor
Liebe Marie-Theres, vielleicht beschäftigen wir uns auch heute noch mit unserer Erkrankungen, weil wir uns keine Zeit gegeben haben, alles in Ruhe zu verarbeiten. Bei mir war es so, dass ich meine Krankheit nach hinten gestellt habe und mich mehr auf meine Mutter konzentrierte. Doch auch den Verlust meiner Mutter belastet mich immer wieder mal. Man sagt, Zeit heilt alle Wunden. So ganz denke ich das nicht, es wird einfach nur etwas leichter zu ertragen.
Auch ich glaube, dass man manchmal von der Vergangenheit wieder eingeholt wird, besonders, wenn nicht alles verarbeitet wurde.
Es freut mich, auch bei dir alles gut verlaufen ist. Ganz liebe Grüße an dich, Cla
Liebe Cla,
das wir mittlerweile viel über unsere Vergangenheit nachdenken, finde ich normal.
Unsere Vergangenheit geht über einen viel längeren Zeitraum als unsere Zukunft, über die wir sowieso nichts wissen. Selbst mit allerbesten Voraussetzungen wird die Zeit immer weniger und die Zeit, in der wir unsere Wünsche und Vorstellungen verwirklichen können, auch.
Alles Liebe für dich,
Claudia
Autor
Das hast du treffend ausgedrückt, liebe Claudia. Die Vergangenheit gehört nun mal auch zu unseren Leben dazu und umso älter wir werden, desto mehr denkt mal auch mal zurück. An die schönen Dinge, aber sicher auch an die negativen.
Schöne Grüße liebe Claudia
Liebe Cla,
natürlich ist es normal und richtig, dass du darüber noch nachdenkst. Denn für dich war es schlimm- und es geht immer schlimmer, aber auch besser.
Ich finde das in ordnung, zumal es ja auch Demut und Dankbarkeit in dir hervorruft.
Ich freue mich, dass du es geschafft hast, denke aber, wenn es gar nicht besser oder zu viel wird, dann solltest du ruhig auch einmal professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Für deine (mentale) Gesundheit.
Alles Liebe
Nicole
Autor
Liebe Nicole, danke für deine lieben Worte. Ja, vielleicht sollte ich wirklich mal professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Herzliche Grüße, Cla