Als ich letzten Sonntag 10 Minuten nach der Veröffentlichung meines Blogbeitrags auf Facebook einen Kommentar dazu erhalten habe, war es gerade mal kurz vor sieben Uhr morgens. Ich selbst war noch vom Wachsein entfernt und hatte noch nicht mal den ersten Satz des Tages gesprochen, geschweige denn, einen Kaffee getrunken. Also für mich viel zu früh für Kritik. Dafür war eine Kommentatorin auf Facebook schon sehr mitteilungsbedürftig.
Die Dame war sich nicht ganz sicher, was sie von meinem gezeigten Outfit im Blogbeitrag halten solle. Die Sandalen waren nicht ganz nach ihrem Geschmack und die Wickelbluse zur Hose kombiniert, wohl auch nicht ihr Ding. Ich spreche das nicht an, weil ich mich über den Kommentar bzw. der Kritik geärgert habe. Ehrlich gesagt, war das für mich kein Problem. Ich finde, jeder hat seinen eigenen Geschmack und überhaupt, kann man über Geschmack nicht streiten. Was mir gefällt müssen nicht zwingend auch andere schön finden und umgekehrt sowieso nicht.
Ich nehme nur von nahestehenden Menschen Kritik an
Generell mache ich mir nichts daraus, wenn anderen Menschen meine Outfits nicht mögen. Ich trage, was mir gefällt und bin auch zu 99 % davon überzeugt. Sporadisch stelle ich im Nachhinein fest, so doll war der Look dann doch nicht. Aber was soll’s, dann trage ich diese Kombinationen eben kein zweites Mal. Von den wenigsten Menschen, die sich tatsächlich über mein Outfit äußern, nehme ich die Meinung oder auch Kritik an. Eigentlich nur von Leuten, die mir nahestehen, mich kennen und einschätzten können. Oder aber, einen ähnlichen Geschmack haben, wie ich selbst. Warum sollte ich über die modische Einschätzung eines mir fremden Menschen nachdenken, der nicht annähernd geschmacklich auf meine Wellenlänge ist?
Und da kommen wir auch endlich zu der Frage, die ich mir im Kontext des Kommentars auf Facebook gestellt habe. Warum äußert man sich einer eigentlich fremden Person gegenüber negativ über ein Outfit? Welcher Grundgedanke steht hinter der Kritik? Meint man wirklich, der andere wird sich darüber Gedanken machen und diesen Look nie wieder so tragen? Oder vielleicht sogar der anderen Person gegenüber dankbar sein, dass sie überhaupt darauf hinweist?
Ich weiß, der Kommentar ist nicht böse gemeint!
Nicht falsch verstehen, ich nehme der Dame ihren Kommentar nicht persönlich und auch schon gar nicht übel. Ich möchte auch nicht speziell über sie reden, sondern habe mir im Allgemeinen darüber Gedanken gemacht. Einfach, weil ich mir nicht vorstellen könnte, je einer anderen Person meine Meinung über ihr Äußeres mitzuteilen.
Vielleicht ist das auch wieder so ein Ding aus den sozialen Medien. Auf der Straße geht man auch nicht einfach zu anderen Menschen und gibt seine Beurteilung über das Outfit ab. Ebenso wenig Bekannten oder Kolleg:innen gegenüber. Anders ist das selbstverständlich, wenn ich explizit nach meiner Meinung gefragt werde. Aber selbst da würde ich mich vorsichtig ausdrücken. Stellt euch vor, ihr seid komplett happy mit eurem neuen Look und jemand sagt zu euch: Ich weiß ja nicht …!
Sollte die Kommentatorin hier mitlesen, möchte ich noch mal betonen, dass ich ihre Meinungsäußerung nicht übel nehme und sie hier auch nicht vorführen möchte. Ich habe mir einfach nur darüber Gedanken gemacht, warum es generell zu solchen Aussagen kommt.
Auch Menschen in der Öffentlichkeit muss man nicht kritisieren
Der ein oder andere mag jetzt denken, wer einen öffentlichen Blog hat oder eben in den Social Medien unterwegs ist, muss mit Kritiken rechnen und auch damit klarkommen. Ich sehe das etwas anders, nur weil ich mich in der Öffentlichkeit präsentiere, gibt es anderen Menschen nicht das Recht, mich zu bewerten. Vielleicht im stillen Kämmerlein oder zur Freundin, kann man denken, was man will, aber nicht der betreffenden Person gegenüber.
Wo wir wieder bei Äußerungen von Meinungsfreiheiten sind, auf die sich so viele auf Instagram und im Netz berufen, wenn sie ihre bösartigen Kommentare irgendwo hinterlassen. Wobei ich den Facebook-Kommentar an mich auf keinen Fall als bösartig bezeichnen möchte. Über Meinungsfreiheit und Kritik in den Social Medien hatte ich 2019 und 2020 schon zwei Beiträge. Interessanterweise hatte ich bereits 2019 ähnliche Gedanken über Kritik wie heute. Ich bleibe meiner Meinung wohl treu. 😉
- Trench-Jacke, Shirt und Hose: Max Mara
- Sandalen: Birkenstock
- Tasche: Isabel Marant
- Ketten: Runte-Schmuck
- Brille: Rodenstock
So Leute, ich verspreche euch, das war für dieses Jahr das letzte Outfit mit Sandalen. Meine Fotos mit Sommer-Outfits sind aufgebraucht und die Schläppchen stehen bereits auf dem Dachboden. Ihr sucht nach einem tollen Trenchcoat? Dann schaut euch mal den reduzierten Mantel von Victoria Beckham* an. Eine Trench-Jacke, ähnlich wie meine, findet ihr bei Cos*. *Affiliatelinks
Seien wir doch mal ehrlich:
Fast alle Menschen bewerten andere Menschen.
Auch im ganz normalen Alltag und selbst da oft ungefragt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass man als Blogger:in eine dicke Haut braucht, weil ja doch irgendwie ständig kommentiert und damit auch bewertet wird. Und natürlich sollte man einen kritischen Kommentar zumindest charmant verpacken (oder auch einfach gleich sein lassen) – aber – gelingt einem das immer??
Mich persönlich stören oft mehr die Lobhudeleien in den Kommentaren, denn ehrlich gemeint sind auch da manche ganz offensichtlich nicht.
Mit herzlichen Grüßen!
Hallo liebe Cla, ein bissel spät mein Kommentar, ich weiß – aber ich finde Deine Frage gut und wichtig. Immer wieder fällt mir auf, dass Menschen ein etwas schlecht entwickeltes Gefühl für die persönlichen Grenzen ihrer Mitmenschen haben. Jemanden ungefragt (!), ohne Notwendigkeit, ohne sich oder einen anderen vor einem Schaden oder Nachteil schützen zu wollen, zu kritisieren gehört meiner Meinung nach durchaus zu einer gewissen Grenzüberschreitung. Hier gilt wie auch sonst einfach das Gebot der Höflichkeit und der Freundlichkeit. Was Du trägst, was Dir gefällt, wie Du etwas handhabst ist in diesen Fällen ganz alleine Deine Sache und Dein eigenes Hoheitsgebiet. Das hat jeder so hinzunehmen wie es ist, egal ob im Büro (natürlich abgesehen vom Office-Dresscode), auf der Straße, im Cafe oder hier auf Social Media. Man kann ja einen Vorschlag machen, wie man es selbst tragen würde oder ob etwas mit der eigenen Gardarobe harmonieren würde. Aber ansonsten weißt Du doch selbst am allerbesten bei der Kleiderwahl, beim
Blick in den Spiegel oder auf Deine Photos, ob ein Outfit nach Deinem Geschmack ist oder nicht. Also ist eine Kritik im Grunde vollkommen überflüssig. Und was das immer wieder bediente Argument betrifft, das diene ja auch der Ehrlichkeit im Netz: Niemand ist doch gezwungen zu kommtieren, wenn ihm etwas mal nicht gefällt. Somit noch LG und habe mal weiterhin schön Spaß am Ausprobieren und Posten 🙂
Hasi
Autor
Du hast es mal wieder treffender ausgedrückt, als ich. Ich danke dir für deinen tollen Kommentar und schicke dir herzliche Grüße, Cla
Liebe Cla,
Ich finde deinen Look immer sehr schön, eischließlich Schmuck. Aber du kannst dir alles leisten, was dir gefällt. Du bist ledig und musst dich nicht nach einem Partner richten. Bevor ich mir was Neues anschaffe, überlege ich mir immer, was mein Mann dazu sagt. Und da ist oft die innere Stimme, die sagt lass es. LG Cornelia
Autor
Liebe Cornelia,
danke für deinen Kommentar.
Ich glaube, auch wenn ich einen Partner hätte, würde ich das tragen, was mir persönlich gefällt. Selbstverständlich wäre es schön, wenn es dem Partner auch zusagen würde, doch in erster Linie zählt mein Geschmack. Männer kleiden sich auch nicht für uns. Wie oft höre ich von Freundinnen oder Kolleginnen, dass der Mann keinen modischen Geschmack hätte, aber die Frau das auch nicht ändern könne. Und genauso sollte der Mann die Frau auch nicht beeinflussen, was sie trägt.
Denk nicht zu viel darüber nach, was der Mann sagen würde, probiere dich einfach aus und wer weiß, vielleicht findet es dein Mann ja doch gut. 😉
Liebe Grüße, Cla
Guten Morgen,
meiner Meinung nach haben wir uns als Gesellschaft sehr dadurch geschadet, dass wir es inzwischen als vollkommen normal ansehen, alles und jeden schnell mal im Internet zu bewerten. Wir haben uns angewöhnt, nahezu alles zu bewerten, anstelle „richtig“ (und damit meine ich langsam, in Ruhe und von verschiedenen Seiten aus) und differenziert wahrzunehmen. Das kann einfach nicht gut für unsere Psyche sein und dafür, wie wir miteinander umgehen.
Es führt dazu, dass man weniger offen für andere Meinungen, Ansichten, Lebensweisen ist… Man sieht nicht mehr das Ganze, sondern nur einen Aspekt, und durch die Bewertung wird der Prozess des Wahrnehmens quasi beendet und kommt zu einem Abschluss. Ich glaube, dass das mehr ein unbewusster Vorgang ist und ich kann es nicht belegen, aber ich habe den Eindruck, wir bewerten heute sehr viel mehr als früher, auch und gerade in der Öffentlichkeit und bei uns nicht nahestehenden Personen, und dadurch lassen wir uns weniger Zeit für den Prozess des (differenzierten) Wahrnehmens, da eine Bewertung immer gewissermaßen ein Abschluss des Wahrnehmungsprozesses ist.
Solage ich wahrnehme, bin ich offen dafür, neue und neu auftauchende Aspekte in meine Gedanken miteinzubeziehen. Wenn ich bewerte, ist der Prozess des Wahrnehmens aber erst einmal abgeschlossen und beendet. Eine sehr frühe und sehr schnell getroffene Bewertung ist m. M. nach kontraproduktiv für ein differenziertes, komplexes und offenes Wahrnehmen der Welt und ihrer Veränderungen. Auf jeder Ebene des menschlichen Daseins.
Wenn wir uns als Gesellschaft etwas Gutes tun wollen, müssen wir lernen, wieder weniger zu bewerten und mehr und differenzierter wahrzunehmen.
Somit halte ich es tatsächlich nicht für etwas Gutes, in den sozialen Medien Bewertungen abzugeben. Wenn ich bewerten würde, würde ich nur positive Kommentare abgeben und mir negative verkneifen. Egal, was jemand sagt oder schreibt – ich glaube, dass sie verletzen. Den einen trifft es mehr, den anderen weniger, aber ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der dabei völlig neutral bleibt. Und woher weiß ich denn, ob die Person, zu der ich einen negativen Kommentar abgeben, ein eher sensibler Mensch ist oder nicht? Das kann ich nur bei sehr guten Freunden einigermaßen sicher einschätzen und selbst da bin ich mit negativer Kritik extrem zurückhaltend und vorsichtig und denke vorher sehr lange und gut darüber nach, was meine kritischen Worte beim anderen bewirken und ob sie „notwendig“ im Sinne von „für den anderen hilfreich“ sind.
Ich finde es schade, dass wir eine Gesellschaft sind, in der viele meine, Kritik müsse man abkönnen und es würde einfach so dazugehören, wenn man sich ein Stück weit in der Öffentlichkeit bewegt.
Meine Haltung ist hier eindeutig – wir schaden uns mit diesem Verhalten gegenseitig und es ist nichts Posivites dabei.
Deine Looks finde ich wunderschön…Ich denke auch mal nicht, dass die Kommentatorin es böse gemeint hat. Ich handhabe es auch immer so, wenn mir Looks gefallen, sage ich es, wenn nicht, dann sage ich es auch nicht…Es sei denn man fragt mich direkt nach meiner Meinung . Ich finde im allgemeinen werten wir viel zu schnell ab. Noch nicht zu allzulange Zeit gaben Modemagazine wie die Vogue, was ist in und was ist Out und brachten es mit prominente Frauen, wie könne sie dies tragen und jenes…und einige machen es nach wie vor, was ich überhaupt nicht toll finde…auch Serien helfen da nicht, wo man gegeneinander antritt für das beste Outfit, und sich dafür Punkte gibt und die Looks verrissen werden…ob sich das jemals ändern wird, ich glaube nicht, aber schön wäre es.
Liebe Cla,
ich bin eine eigentlich stille, aber sehr treue Leserin deines Blogs. Ich schätze sowohl deine Text- als auch die Fotobeiträge, und in der Regel finde ich deine Outfits großartig. Nichtsdestotrotz gebe ich Irmgard recht: Outfits werden, insbesondere bei Instragram natürlich sehr wohl zur Wertung gestellt, und es muss erlaubt sein, auch einen – fairen! – negativen Kommentar abzugeben, ohne dass sich der betreffende Herausgeber des Contents „auf die Füße getreten“ fühlt. Ansonsten werden Social-Media-Plattformen noch unehrlicher, als sie es schon sind. Und letztlich sind Meinungsvielfalt + Diskussionskultur doch unbedingt zu fördernde Werte.
Ich danke dir sehr für die Arbeit, die du in diesen Blog steckst! Bitte mach unbedingt weiter so!
@claudi
Ungefragte Hinweise finde ich auch unter Freunden eher nicht so gut. Ich mag solche Hinweise jedenfalls nicht.
Ja wie einige Kommentare hier sagen – wenn man Outfits online stellt, sucht man dann nicht gerade die (positive) Verwertung ? Ist es ok nur positive Bewertung zu wollen ? Ich denke ja, es bringt niemanden weiter, wenn man aktiv zum Ausdruck bringt, dass einem ein Outfit nicht gefällt.
Ich halte es wie folgt: Ich folge einer Nettiquette. Wenn mir etwas gefällt, dann sage ich es. Wenn mir etwas an der vorstellenden Person gefällt, sage ich, dass es mir an ihr gefällt. Gefällt mir etwas gar nicht, dann sage ich nichts.
Es sei denn, jemand fragt explizit um eine Meinung.
Und am Ende kommt es immer auf das wie an…
Liebe Grüße
Nicole
Wertung ist Wertung, ob positiv oder negativ.
Wenn die negativen ignoriert werden, sieht man sich nur bestätigt.
Ich komme aus einem kleinen Ort, selbstverständlich aus der Vorinternet-Ära (genau genommen hatten wir noch Schwarz-Weiß-Fernsehen, als ich klein war) und sowas gehört zu meinen Erfahrungen, schon von Grundschule an: wenn sich die Menschen an meinem Wesen gestört haben, haben sie oft meine Kleidung (Schuhe & Co.) kritisiert. Auch wenn sie mich nicht kannten, dann wurden anhand des Gesamt-Aussehens Schlussfolgerungen gezogen. Ich war natürlich nicht immer super konventionell unterwegs, wunderte mich aber dennoch, dass man denkt, sowas ansprechen zu müssen. Klingt peinlich, auch wenn man sich irgendwann nicht mehr ärgert. Für mich klingt sowas immer nach öffentlich geäußerter Erklärung, dass ich nicht dazu gehöre und/oder dass man sich eigentlich vor mir fürchtet, weil anders. Das ist auch OK und an sich sehr menschlich, aber muss man das wirklich erzählen?
(damit ich es nicht vergesse: habe vor kurzem ein paar Hemden von meinem Mann geschenkt bekommen und habe ihm erzählt, dass ich sie so wie du tragen möchte, offen und mit einem Top/Shirt drunter 🙂 )
Guten Morgen, ehrlich gesagt irritiert mich dieser Beitrag! Veitrag. Du schreibst dass du niemals auf die Idee kommen würdest Einen Kommentar über das Aussehen eines Menschen machen würdest. Meinst du damit, dass du es nicht negativ beurteilen würdest. Weil positive Kommentare gibst du do h sehr oft ab. Ist ja auch eine Wertung.
Hat sie dein Outfit kommentiert oder dein Aussehen insgesamt?
Ich finde dass gerade wenn es um vorgestellte Outfits geht, ganz klar auch eine Meinung abgefragt wird und natürlich sollten kritische Bemerkungen genau so willkommen sein, wie die positiven,
Über diese wunderst du dich doch auch nicht?
Guten Morgen,
eine sehr passende Morgenlektüre und oft auch genau mein Thema.
Ich finde, andere zu bewerten steht keinem wirklich zu. Geschmäcker sind verschieden und nicht neutral bewertbar. Auf Nachfrage von mir aus also, wenn derjenige nach einem Eindruck fragt. Wenn mir persönlich ein Outfit an jemandem nicht gefällt, muss ich dazu erfreulicherweise gar nichts sagen oder schreiben Sowas triggert mich nicht. 😉 Wie schön.
Unter guten Freunden ist das etwas Anderes. Da finde ich Anstöße zum Nachdenken, ob etwas gut oder schlecht sitzt oder ungefragte Hinweise durchaus ok.
Hab einen schönen Tag und liebe Grüße