In der aktuellen amerikanischen Vogue ist nicht nur ein Interview mit der ukrainischen Präsidentengattin Olena Selenska, sondern sie ist auch auf dem Cover abgebildet. Dieses Interview bzw. die Fotos dazu sind in den Social Medien etwas in Kritik geraten, denn einige sind überzeugt, in Kriegszeiten, hätte eine Gattin des Präsidenten des betroffenen Landes nicht für die Vogue zu posieren. Ebenso regen sich manche Leute darüber auf, weil ein paar der Fotos an Kriegsschauplätzen entstanden sind (fotografiert wurde die ukrainische First Lady übrigens von Annie Leibovitz).
Die Meinungen zu dieser Fotostrecke in der Vogue sind in der Ukraine selbst fast alle positiv. Laut Online-Berichten zufolge wären die Menschen in der Ukraine eher verwundert, dass der Rest der Welt darüber überhaupt diskutiert, wie sich dort wohl die Menschen in Kriegsgebieten fühlen müssen, wenn sie die Präsidentengattin in einer Modezeitschrift sehen, während im eigenen Land ein Krieg stattfindet.
Nicht in der ganzen Ukraine herrschen Kriegszustände und in diesen Städten gehen die Menschen auch weiterhin der Normalität des Lebens nach, wie arbeiten, mit Freunden in Cafés treffen oder andere Freizeitaktivitäten, während 100 Kilometer weiter die Städte und Dörfer bombardiert werden. Es hilft aber auch nicht weiter, in Schockstarre zu verfallen, der Alltag muss irgendwie weitergehen.
Olena Selenska in Kriegszeiten in einer Modezeitschrift
Als ich von dem Interview in der Vogue mit der ukrainischen First Lady gehört habe, war ich auch für einen Moment unsicher, was ich davon halten soll. Habe aber recht schnell erkannt, dass es mehr als richtig ist, wenn eine Präsidentengattin eines Landes, welches im Kriegszustand ist, ein Interview in einem Modemagazin gibt. Darüber habe ich mich die Tage auch in einem anregenden Gespräch mit Susi aka Texterella ausgetauscht und auch sie sieht die Wichtigkeit dieses Interviews in der Vogue.
Denn genau gesehen ist es relevante PR-Arbeit, was Frau Olena Selenska betreibt und die Möglichkeit sich in der amerikanische Vogue zu äußern, ist natürlich genial. Die Vogue ist eines der führenden Magazine, sich dafür ablichten zu lassen und ein Statement abzugeben, bringt natürlich auch eine große Reichweite. Es zeigt aber auch, wie wichtig das Thema ist, wenn selbst ein Modemagazin das Thema auf ihr Titelblatt bringt. Wobei die Vogue auch keine reine Modezeitschrift ist, sie hat durchaus auch gesellschaftspolitische Aspekte und ohnehin schließen sich Mode und politische Themen nicht aus.
Die Presse wird oft für unwichtigere Dinge genutzt
Und sind mir mal ehrlich, die Presse wird oftmals für weitaus unwichtigere Dinge genutzt, wie z.B. die Hochzeit eines Politikers. Warum soll die Frau eines Präsidenten, dessen Land unverschuldet im Krieg ist, keine Presse bekommen? Und selbstverständlich inszeniert die Vogue das auf ihre Weise mit hochwertigen Fotos. Ich finde es toll, dass Modezeitschriften ihre Reichweite für bedeutsame politische Themen nutzen. Oder ist es etwa nicht angemessen in den heutigen Zeiten eben nicht nur über den neusten Look von Balenciaga zu berichten?
Die ukrainische Präsidentengattin Olena Selenska trägt auf den Fotos übrigens ausschließlich Mode von ukrainischen Designern. Auch darauf das Augenmerk im Ausland zu lenken ist enorm wichtig und wenn dafür die Vogue nicht die beste Adresse ist, wer sonst? Jede Art von Aufmerksamkeit auf die Situation in der Ukraine, ist angebracht. Denn mal ehrlich, wir haben uns doch schon fast an den Krieg dort gewöhnt und viele, die zu Beginn des Krieges geschockt waren, betrachten das Thema nur noch aus der Perspektive ,,Wie teuer wird das Heizen im Winter?
Zur Politik gehört auch Öffentlichkeitsarbeit
Die Aufreger im Netz über die Notwendigkeit sich in Kriegszeiten in einer Modezeitschrift zu zeigen, ist in meinen Augen komplett unangebracht. Politik hat auch immer was mit Öffentlichkeitsarbeit zu tun und ich kann Frau Olena Selenska verstehen, dass sie jede Möglichkeit nutzt, um auf die Zustände in ihrem Land hinzuweisen. Wie heißt es doch so schön, in der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt, und wenn es dem Land hilft, sich auf der Vogue abbilden zu lassen, ist das mehr als legitim. Denn es dient der Sache, weil es einfach die Aufmerksamkeit auf das Land wirft.
Vielleicht ist das eine ungewöhnliche Methode, aber gerade deshalb ist es auch noch mal ein Hingucker! Das Interview der Präsidentengattin ist nicht nur ein Beleg, dass Mode heute weitaus mehr als nur Mode ist, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Fashion absolut mit Gesellschaftspolitik zu tun hat. Nicht ohne Grund hat Annalena Baerbock eine Stylistin mit auf ihren Reisen. Einfach, weil das, was man trägt, auch eine Aussage hat. Ein Porträt über Olena Selenska findet ihr in der deutschen Vogue.
Wenn wir schon beim Kleidungsstil von Annalena Baerbock sind, fällt mir mein Blogbeitrag über deutsche Stilikonen vom letzten Jahr ein. Frau Barbock hatte ich damals gar nicht in Betracht gezogen, ein modisches Vorbild zu sein, dabei hätte sie absolut das Zeug zur Stilikone.
- Bluse + Hose: Massimo Dutti
- Sandalen: Jimmy Choo
- Tasche: Saint Laurent
- Ketten: Runte-Schmuck
Eine Hose ähnliche in Gelb habe ich bei Breuninger* entdeckt und eine passende Bluse in Pink bei Peter Hahn*. Dort findet ihr auch schöne Plateau-Sandalen*. *Affiliatelinks
Nicht vergessen: Heute geht wieder eine neue Podcast-Folge von Conny und mir online. Hören könnt ihr uns wie immer auf Spotify, iTunes und im Web. In der neuen Folge haben es Conny und ich tatsächlich geschafft über 35 Minuten über Schuhe zu quatschen. 😉
Ich finde es gut, dass sie auf diese Weise die Öffentlichkeit zu erreichen versucht. Denn es zeigt auch allen, dass sie a) gewillt sind, zu einem normalen Leben zurückzukehren
b) sie nicht kapitulieren oder die Hoffnung verlieren
c) wünsche ich ihr von Herzen, dass sie mit diesen vielleicht widersprüchlichen Bildern auch die aufrüttelt, denen der Krieg fern ist.
Krige ist immer abzulehnen, aber darüber zu sprechen und Empfindungen zu teilen, ganz sicher nicht. Es schärft auch unser Empfinden und Bewusstsein und dieser in einer besonderen Art gezeigten ‚Optimismus‘ lässt mich noch mehr Empathie fühlen.
In der Presse kommen ganz andere Menschen zu Wort- sicher bietet sie da auch einen friedvollen und Hoffnung schöpfenden Gegenpol.
Schön, dass du das Thema aufgegriffen hast.
Alles Liebe
Nicole
Stimmt schon, im ersten Moment wundert man sich … aber beim Nachdenken darüber halte ich es sogar für richtig und wichtig.
Jeden Tag wird ja in den unterschiedlichsten Medien über den Krieg berichtet, gut so.
Es geht meiner Ansicht nach eben auch um Deutungshoheit über diesen Krieg, den Russland angefangen hat. Vollkommen legitim, dass Frau Selenska ihre Sicht der Dinge darstellt und damit auch um Sympathie wirbt. Leserinnen der Vogue sind eben eine weitere Zielgruppe, die möglicherweise nicht so viel die reinen Nachrichtensendungen konsumiert, so werden einfach weitere Personen erreicht.
Dass eine Frauen- und Modezeitschrift sich auch noch anderen Themen widmet, finde ich im Übrigen sehr gut und richtig.
Liebe Grüße
Karen
Liebe Cla,
ich bin auch eine der wenigen, die das nicht gut finden. Gar nicht.
Die Fotos sind sicher nicht spontan entstanden, sondern nach Absprche mit Beratern usw. Vermute ich mal.
Krieg, zerstörte Häuser, vertriebene Menschen, Elend, Not. Schlimm. Da passen Fotos in der Vogue für mich nicht dazu.
Sicher eine Meinung, die die Mehrheit nicht teilt.
Liebe Grüße
Claudia
Ich kann beide Seiten verstehen und finde es schwierig da eine Meinung zu finden, mit der man keine auf dem Schlips tritt. Aber bei sowas lässt sich nicht verhindern. Ich wünsche mir einfach, dass damit noch klarer wird, dass Modemagazine nicht einfach nur Modezeitschriften sind sondern wirklich einen Mehrwert geben. Ich erinnere mich noch an michelle obama. Ich finde es richtig und wichtig das Mode mit der Politik einhergeht.
Ich habe ein paar Fotos gesehen und man kann ihr deutlich an den Augen ablesen, wie hart der Krieg für sie ist. In solchen Umständen kann man generell kaum Freude an Kleidung oder öhnlichem genießen, außer man bekommt gelegentliche … Trotzreaktionen. Die sind aber häufig nur kurzfristig, die Sinnlosigkeit des Kriegs und die Sorgen holen einen schnell wieder ein. Ich kann mir nicht mal vorstellen, dass ein Fotoshooting für Vogue unter solchen Umständen viel Ablenkung oder Erholung bringt … außer Hoffnung, irgendeinen nützlichen Beitrag geleistet zu haben.
Wie auch immer, in einer Welt, in der Vogue Olena Zelenska Platz widmet und Melanija Knavs nicht, kann ich sehr gut leben.
Es wurde auch oft davon berichtet, dass RuSSland Ukraine nicht als eine Nation ansehen würde (sondern als eine Art minderwertige Russen, die man sich zurück ins Reich holen sollte). Es scheint inzwischen so, als würden die Ukrainer mit der öffentlichen Hervorhebung ihrer Kultur und ihrer Eigenart dagegen ankämpfen wollen, dazu gehören ja auch Modedesigner.
Ich finde es toll, dass du dieses Thema aufgreifst, Cla!
Natürlich, im ersten Moment wundert man sich (ging mir in der Tat auch so), aber ich denke, jede Form der Aufmerksamkeit ist recht, das dachte sich wohl auch die Präsidentengattin. Und dass es die VOGUE auf ihre Art inszeniert, ist ja nur logisch. Und wie Annette oben ja schreibt: Es ging ja nicht um „chic durch den Krieg“.
Liebe Grüße!
Ein sehr guter Beitrag, Cla!
Ich folge Frau Selenska schon länger auf Instagram und Twitter und hatte es daher auch mitbekommen.
Es geht schließlich nicht um „was ziehe ich in Zeiten des Krieges an?“
Daher finde ich es absolut richtig, wie Aufmerksamkeit auf die Zustände oder auch lokale Unternehmen gerichtet wird. Und wir alle wissen, welche Wirkung Fotos haben – auch in Kriegszeiten.
Es muss einfach so gemacht werden, damit sich Menschen weltweit nie an Krieg „gewöhnen“!
LG,
Annette
Ein toller Look, ich liebe die Farben! Du siehst klasse aus. Ich finde sie dürfte auch in der Vogue ein Interview geben, wenn es ihrem Land nicht dient. Krieg ist für mich ein No Go nicht die Interviews in Zeitschriften.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, liebe Grüße Tina
Guten Morgen…ich bin auch der Meinung das es im Moment nicht der richtige Zeitpunkt für ein Interview in der Vogue ist…gut das ist meine Meinung!
Übriges…schicker Look!
einen schönen Sonntag wünsch ich
Liebe Anke,
und warum eigentlich? Kein „Angriff“ – es interessiert mich einfach!
Liebe Grüße!
Susi.
Huhu
Ich finde es einfach fehl am Platz. In Ihrem Land ist Krieg und es sterben jeden Tag Menschen und egal um was es in diesem Gespräch ging , ich denke dafür ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Ich empfende es einfach fehl am Platz…ich kann es nur schwer erklären…schönen Sonntag für Dich