Eigentlich wollte ich mich über die aktuelle politische Situation äußern, doch ich bin mir nicht sicher, ob ich für meine Gedanken und Sorgen die passenden Worte finde. Ich schreibe einfach mal meine Gedanken nieder, die mich gerade umtreiben, ohne vorher zu wissen, ob diese einen Sinn für andere ergeben.
Das alles ist so unfassbar schlimm. Mein Herz schmerzt, die Situation in der Ukraine nimmt mir die Luft zum Atmen. Ich schwanke gerade, ob ich mir die ganzen Nachrichten über die aktuelle Situation überhaupt anschauen oder mich lieber mit dem Kopf unter der Bettdecke verkriechen soll. Ich fühle mich wie ohnmächtig und merke, wie wenig ich gerade emotional belastbar bin.
Ich kann mit schlechten Nachrichten nicht umgehen
Seit einiger Zeit kann ich mit schlechten Nachrichten nicht mehr umgehen. Nicht selten schießen mir bei negativen Ereignissen die Tränen in die Augen. Erst dachte ich, das würde am Älterwerden liegen. Doch ich glaube eher, dass die Überflutung der Ereignisse für meine schwachen Nerven sorgen. Ich fühle mich einfach müde und überfordert von dem, was gerade alles auf der Welt passiert.
Heutzutage ist man durch die Social Medien an Ereignissen viel näher dran als früher. Das hat seine schönen Seiten, aber auch negative. Damit klarzukommen, ist nicht immer einfach. Ich öffne Instagram und sehe Menschen, die Geburtstag feiern, die sich über das strahlende Wetter freuen und zwei Storys weiter weinen Menschen vor Angst. Auch ich möchte mich über die Sonne und den blauen Himmel freuen. Doch darf ich das, während woanders gerade Bomben fallen? Für mich fühlt es sich in dem Moment falsch an. Mein ganzes Tun und Handeln fühlt sich gerade falsch an. Die Ereignisse lassen mein bescheidenes Leben gerade so banal erscheinen. Es belastet mich, dass das Leben hier einfach so weitergehen, wobei es aber auch weitergehen muss.
Darf ich meinen inneren Frieden schützen?
Es fühlt sich für mich nicht richtig an, meinen eigenen inneren Frieden schützen zu wollen, während die Welt zu zerbrechen droht. Doch es ist absolut ok, besonders jetzt auf sich selbst zu achten. Ich weiß, dass es nichts bringt, die Sonne nicht zu genießen und selbst mein Mitgefühl kann diese aktuelle Situation nicht ändern.
Auch die Coronazeit ist bestimmt nicht ganz unschuldig an meinem Gemütszustand. Ja, ich fühle mich von der Weltlage überfordert, finde es aber auch mehr als normal Angst und Wut zu haben. Zeigt es doch, dass ich noch nicht abgestumpft bin. Ihr merkt schon, ich steigere mich gerade rein, was von mir für den heutigen Beitrag gar nicht so vorgesehen war. Ich wollte auch nicht über meine persönlichen Empfindungen sprechen, die nicht im Geringsten mit den Gefühlen der Menschen vergleichbar sind, die mitten im Geschehen oder auf der Flucht sind.
Jeder geht anders mit der Situation um
Das alles bereitet mir Angst, Angst vor dem, was noch alles kommen mag. Doch den Kopf unter der Decke verstecken hilft nicht, es muss weitergehen. Wie es für jeden weitergeht, darf jeder selbst entscheiden. Alles ist richtig, wenn es einem hilft, mit den ganzen Ereignissen einigermaßen zurechtzukommen. Besonders auf den Social Medien hagelt es wieder Kritik, wenn man nicht lautstark seine Solidarität mitteilt, sondern weiterhin sein Essen postet oder Beauty-Tipps gibt. Die Entscheidung, wie man damit umgeht, sollte jedem selbst überlassen sein. Keiner weiß, wie es in dem anderen ausschaut. Vielleicht braucht der ein oder andere einfach etwas Normalität oder will sich an schönen und lustigen Dingen erfreuen. Nichts sagen kann auch Überforderung bedeuten und nicht Gleichgültigkeit.
Über den Umgang auf den Social Medien mit schlimmen Ereignissen hat Conny Doll Lifestyle einen sehr treffenden Blogbeitrag verfasst und auch Susi von Texterella macht sich Gedanken über den Krieg in der Ukraine. Ich selbst habe mir vorgenommen, mich nicht mehr rund, um die Uhr, mit den aktuellen Ereignissen auseinanderzusetzen. Sicher will ich informiert sein, doch es reicht, wenn ich das zweimal am Tag machen werde und das aus vertrauenswürdigen Quellen. Ich möchte in der Informationsflut einfach nicht versinken. Deshalb erlaube ich mir, mein Leben weiter, wie bisher zu gestalten. Ich möchte mich auf die ersten warmen Frühlingstage freuen und genieße es, dass gerade die Sonne so schön scheint. Ich möchte das Leben noch spüren.
Hallo,
sagst du bitte was das für ein blauer Mantel ist, von welcher Marke?
Danke!
lg, Daniela
Liebe Claudia,
ich kann sehr gut nachfühlen, wie es dir geht.
Ich glaube ja, es ist die geografische Nähe, die uns so fühlen lässt. Denn Grund, sich genauso zu fühlen, wie im Moment hätte es schon vorher gegeben – man hätte zu jeder Zeit etwas ähnliches auf der Welt finden können.
Ich höre coachings und Podcasts – meine Hilfe ist zwischen Mitgefühl und Mitleid zu unterscheiden. Mitfühlen ja, mich im Mitleid auflösen – nein. Es bin nicht ich, die leidet, es sind die Menschen auf der Flucht etc.
Ich kann alles tun, was in meinem Rahmen möglich ist. Und dann weiterleben. Und froh sein, dass ich so viele Privilegien habe. Als ob es eine Pflicht wäre, sich gut zu fühlen, im Angesicht von so viel Tragik/die nicht unsere ist.
Und kein schlechtes Gewissen! Wenn man nicht mehr tun kann, als schon getan – dann hilft nur, hier weiterzuleben. Eine Resilienzforscherin sagte dazu – unser Gehirn ist es nicht gewohnt, mit Ungewissheit und Bedrohung über einen längeren Zeitraum umzugehen. Wir möchten Lösungen und Pläne. Wenn das nicht möglich ist, sammeln wir immer mehr Infos (Nachrichtenkonsum…) und es wird immer schlimmer. Wichtig sei, die Stop-Taste zu drücken. Pausen und den Fokus auf Schönes lenken. Das sein in Ordnung.
Und – wie du auch sagst – jeder geht anders damit um, der Eine postet heute ein lustiges Foto und nimmt morgen grossen Anteil – und umgekehrt. Ich hab die Nase voll von den ewigen Vorwürfen und übereilten Bewertungen. Niemand ist in jemandes Mokassins je gelaufen…. !
Und – nicht immer funktionieren unsere „Strategien“ – dann bin ich alarmiert und voller Sorge etc. das ist AUCH normal!!
Ich hoffe, du verstehst, wie ich das alles meine.
Ganz liebe Grüße, Hoffnung und Vertrauen, dass irgendwie alles gut wird. Am Ende.
Barbara
Liebe Claudia, genau meine Gedanken, es tut gut, dieses Gefühl, man ist nicht allein mit dieser Gefühlsohnmacht. Ich stehe jeden morgen auf, muss stark sein für den Tag, für die Familie, für unsere Mitarbeiter, für mich und doch fällt es so schwer, ich ertappe mich beim Lachen und habe sofort ein schlechtes Gewissen. Darf ich lachen, mich freuen, glücklich über die Sonne sein, mit dem Hund über die Wiese hüpfen? Ja, ich darf, ich muss für mich da sein, meine Stärke jeden Tag aufs neue volltanken. Ich muss für meinen täglichen persönlichen Krieg mit 3 pflegebedürftigen Senioren, Selbstständigkeit, Kinder, Hund etc. stark und bei mir bleiben, ich helfe niemanden, wenn ich jetzt den Kopf in den Sand stecke.
Hier helfen alle, es wird fleißig gesammelt, gespendet und aufgenommen. Nachrichten bzw. Social Media habe ich auf ein Minimum reduziert, um meine Seele zu schützen. Auch für meine Kinder, die wirklich Angst haben, unsere Senioren 80, 86 und 90, die das Ganze nie wieder miterleben möchten und sehr aufgewühlt sind. Ich habe mir vorgenommen jeden Tag, egal wie das Wetter ist, mindestens 1,5 Stunden meiner Zeit abzuknapsen und an der frischen Luft mit dem Hund durch die Natur zu laufen, dabei fahre ich runter und erde ich wieder.
Liebe Claudia, bleib´ positiv und ja, man darf so denken!
Alles Liebe aus Hamburg
Liebe Cla,
mit geht es ähnlich. Dieser Krieg ist näher und aggressiver, als all die anderen Kriege weltweit. Bomben fallen leider weltweit und immer. Haben uns aber die Bomben in Syrien oder im Irak davon abgehalten unser Leben so fortzusetzen wie bisher? Nein, haben sie nicht! Leider! Oder?
Ich mache mir viele Gedanken darüber, wie ich helfen kann (habe ich bei Syrien gemacht). Was ich aber nicht will, ist, dass dieser schreckliche Herrscher in Moskau auch über mein Leben hier herrscht. Was hilft es den armen Menschen in der Ukraine, wenn ich mich nicht mehr freue, nicht mehr tanze oder sonst das Leben genieße. Ohne das verliere ich meine Kraft und kann dann nicht mehr helfen.
Um Gottes Willen, diese Menschen sind mir in keinster Weise gleichgültig. Ich helfe wo ich kann. So auch der hier bei der Tochter gestrandeten Mutter, die eigentlich am 28.2. zurück in die Ukraine wollte und sich nun um die andere Tochter und ihre Familie, die dort noch lebt, sorgt. Sie hat hier jetzt keine medizinische Versorgung – dort helfe ich unentgeltlich.
Ich hoffe, ich konnte Dir auch hiermit Trost spenden und gleichzeitig mein Verständnis für Dich und diese ganze Situation zeigen. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Wer wäre auch die „Polizei“ dafür. Jeder muss für sich entscheiden, wie er damit umgeht.
Ganz liebe Grüße und ich bete weiter für Frieden
Karen
Liebe Cla!
Du hast mir gestern unter meinem Beitrag einen so lieben Kommentar hinterlassen und ich hoffe, er hat Dir etwas Mut gemacht. Wenn bei mir die Angst und die Verzweiflung sich breit macht, bekomme ich extreme Hustenanfälle und Atemnot. Hat mit Corona angefangen, da weiß ich, abschalten, sich der Normalität widmen, sich Gutes tun. Auch wenn es schwer fällt, man darf alles tun, was seiner Seele gut tut. Jeder kann damit umgehen wie er es für sich richtig hält, aber hat nicht das Recht andere zu kritisieren. Man hilft so gut man kann und ist in Gedanken bei den leidenden Menschen. Doch wir sollten Stärke und Zuversicht zeigen, dieser Arsch äh Dispot möchte ja die Menschen im Westen in einen Angstzustand und Handlungsunfähigkeit versetzen. Das dürfen wir nicht zulassen. Du hast ja gelesen, das Motto meiner Vorfahren in der schrecklichen Zeit und das wir die neue Generationen versuchen, in Gedanken an sie, weiterzuleben.
Drücke Dich ganz fest und einen sonnigen Tag
Evelin
Liebe Cla,
Ich empfinde wie du- ich fühle mich machtlos, ich bin fassungslos über das, was passiert. Vor allem unter der Erfahrung der Geschichte ist für mich vieles gar nicht nachvollziehbar
Sehr oft kommen mir die Tränen, ich bewundere die Stärke und Entschlossenheit der Ukraine, ihre Freiheit und ihr Land zu verteidigen. Ich empfinde tiefes Mitgefühl für alle, die verhaftet werden, weil sie an das Gute und den Frieden glauben- in dieser heutigen Zeit.
Und ja, das Leben muss weitergehen. Gerne auch auf Instagram und in der Realität. Und ja, wir dürfen trotzdem genießen. Und wir dürfen und müssen hoffen.
Dennoch finde ich einiges überdenkenswert: Tanzvideos vor Marktständen, Verlängerung von Angeboten, weil man betroffen ist, ich hüpfe voller Freude in den Tag Posts?
Ich denke, das kann man abschwächen, oder?
Dabei sollen wir Freude äußern und uns auch immer wieder bewusst machen, was Freiheit, Demokratie und Frieden wert sind.
Die Mischung ist es, die Hoffnung macht.
Aber und da bin ich bei dir- jeder geht mit Situationen anders um und das ist ok.
Bleib bei dir, das ist wichtig.
Alles Liebe
Nicole
Wunderschön geschrieben … mir geht es sehr ähnlich, außer vielleicht, dass mein uralter Sarkasmus- und Schimpf-Wortschatz gerade wieder fleißig ergänzt wird 🙂
Ich glaube, jeder von uns, der in dieser Zeit (Auf seine eigene Weise!) genug für sich sorgen kann, um dann Kraft zu haben, anderen zu helfen, die es viel schlimmer haben, hat den Krieg der Kulturen auch mit gewonnen. Die Zerrüttung der allgemeinen Bevölkerung ist immer auch ein Ziel dieser krakeeligen, kleinpenisigen, sichselbstjedenmorgenimspiegelküssenden Könige der Welt und wenn man denen den eigenen seelischen Untergang verweigert und stattdessen Kraft behält, um im Sinne der eigenen Kultur weiter zu leben und zu helfen, hat man seinen Beitrag mehr als geleistet.
Alles Beste für dich, Claudia!
PS.
Hattest du ein paar schöne Tage in Madrid? Es war sicher warm und sonnig. 🙂
Hier hatte auch schön die Sonne geschienen, nur kalt war es.
LG
Claudia
Mir geht es ähnlich. Ich fühle aber auch den Drang etwas zu tun und wenn es nur eine kleine Unterstützung ist. Aber diese Überflutung mit Informationen, da gebe ich Dir recht, die tut auch mir nicht gut. Und Corona hat uns auch noch dünnhäutiger gemacht. Da treffen gerade Dinge aufeinander, die eine wirkliche Herausforderung, speziell für die Psyche sind. Es ist gerade wirklich herausfordernd und jede/r von uns muss seinen eigenen Weg finden wie man am besten damit umgeht.
Liebe Cla,
so wie wir vor 2 Jahren einen Weg finden mussten, mit Covid umzugehen, müssen wir jetzt damit zurecht kommen. Vielleicht haben wir zu lange in einer Art Dornröschenschlaf gelebt und waren uns zu sicher, dass uns das schon nicht treffen würde. Alles war immer weit weg. Ein schlimmer Virus? Ja, aber doch nicht hier.
Krieg? Klar, weiter entfernt, schlimm, man hat mitgefühlt und war betroffen, aber es war nicht die Nähe da. Das ist anders geworden. Irgendwie sind wir aufgerüttelt und geweckt worden, dass auch uns das alles treffen kann.
Ich finde das, was in der Ukraine vor sich geht, schrecklich. Die Menschen tun mir unendlich leid. Ein machtbesessener Mensch und alles wird in’s Unglück gestürzt. Menschen getötet, Familien und Leben zerstört. Ohnmacht.
Was ich für mein „Seelenheil“ tun kann, ist, nicht mehr jede Sondersendung und Nachrichten zu sehen. Wie bei Covid. Anfänglich habe ich mich bei Covid drauf gestürzt, umso viel Infos wie möglich zu bekommen. Dann ging das nicht mehr. So mache ich es hier auch. Nachrichten morgens, Nachrichten abends. Das, was einem auf anderem Weg zugetragen wird, reicht aus zusätzlicher Information und ist schlimm genug.
Ich freue mich auch über den Hauch von Frühling, der in der Luft liegt. Natürlich auf eine andere Art. Keine Unbeschwertheit mehr vorhanden.
Liebe Grüße
Claudia
Liebe Claudia,
du hast so recht mit deinen Worten und sprichst aus, was viele denken.
Dieses Gefühl: „Darf ich mich jetzt über etwas freuen, etwas planen, wenn es doch so schrecklich ist gerade in der Ukraine und auch anderswo auf der Welt?!“
Aber es ist kein Zeichen von Gleichgültigkeit, wenn man trotz dieses Entsetzens über das, was gerade passiert, auch noch das Leben lebt. Niemandem ist geholfen, wenn wir jetzt nur noch weinen. Obwohl vieles zum Weinen ist.
Freue dich über die Sonne, freue dich über die kleinen schönen Dinge. Rede über Beauty. Gehe auf Reisen, solange es eben geht.
Das schließt nicht aus, dass wir alle helfen können mit unseren Mitteln: Spenden, Mut machen, Demonstrieren …
Sei weiterhin Du, dann machst du es genau richtig.
Liebe Grüße
Karen