Bloggerkooperationen – was kann ich berechnen?

Eine meiner ersten Bloggerkooperationen war für einen grünen Nagellack – mein Honorar dafür: ein grüner Nagellack! Ich sollte über die lange Haltbarkeit des Lackes auf den Nägeln schreiben und habe dafür einen Vergleichstest gemacht. Leider fiel der Test nicht ganz so positiv aus, wie es sich die Marke erhoffte und war dementsprechend über meinen Artikel not amused. Das ist fast sechs Jahre her. Damals war mir die Bloggerwelt noch neu. Vor allem gab es kaum Ü40 Blogs, ein Austausch war also nicht gegeben. Mein Beweggrund einen Blog zu starten, war in erster Linie das Präsentieren meiner Outfits. Ich wollte andere Frauen in meinem Alter inspirieren, sich modisch zu kleiden. An Geldverdienen mit meinem Blog hatte ich dabei nicht gedacht. Eins wusste ich allerdings: Ich wollte mit meinem Blog erfolgreich sein. Doch was bedeutet Erfolg? Meine Aussage damals stieß auf Kritik. Das wäre zu ehrgeizig und wir wären doch alle nur Hobby-Blogger. Doch ist es nicht so, dass selbst der kleinste Fußballverein sich über geschossene Tore und Siege freut? Selbst wenn es sich um einen Hobby-Fußballverein handelt?!

Mit der Zeit wuchs die Reichweite meines Blogs. Das freute mich natürlich ungemein. War es doch mein Wunsch, mit dem Blog so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Klar schreibe ich für jeden einzelnen von euch. Aber viele Einzelne ergeben ein Ganzes – meinen Blog. Und genau das meinte ich, als man mich damals nach meiner Interpretation von Erfolg fragte. So nach und nach trudelten immer öfter Anfragen für Bloggerkooperationen ein. Klar war da auch immer mal wieder Mist darunter, selbst heute noch. Nur habe ich inzwischen gelernt, wie ich damit umzugehen habe. Mit der Zeit lernte ich auch liebe Bloggerkolleginnen kennen. Wir tauschten uns immer mehr miteinander aus und lernten auch voneinander. Das ist bis heute so geblieben. Mittlerweile ist die Ü40/50 Community Jahren enorm gewachsen. Ich habe das Gefühl, Blogs von Frauen meiner Generation sprießen wie Pilze aus dem Boden. Das ist auch gut so. Macht es uns doch noch mehr sichtbar, im Netz und auch für Marken. Auch hier tut sich so einiges. Wobei ich mir von einigen Firmen immer noch ein Umdenken wünsche. Doch das ist ein anderes Thema.

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Dass wir in unsere Blogs alle viel Arbeit stecken, muss ich nicht sagen. Das wissen die alten Hasen genauso wie die neuen Bloggerinnen, die gerade alle nachkommen. Der Vorteil für die neuen liegt darin, dass viele Firmen und Agenturen inzwischen unsere Zielgruppe für die Werbung entdeckt haben. Deshalb bekommen auch schon ,,kleine“ Blogs Anfragen für Bloggerkooperationen. Es wird vermehrt auf Micro-Influencer gesetzt, denn Bloggerkooperationen mit diesen, kann durchaus erfolgreich sein. Besitzen doch gerade Micro-Influencer eher noch Authentizität und erreichen die zielgerechten Kunden.

Eine Reichweite ist nicht alles

Nun denken viele der neuen Bloggerinnen, sie hätten nicht genug Reichweite und trauen sich für Bloggerkooperationen gar kein Honorar zu verlangen oder nur ein Taschengeld. Klar gibt es auch Hobby-Blogger, die mit ihren Blogs kein Geld verdienen möchten bzw. Koops eingehen wollen. Das ist dann selbstverständlich auch in Ordnung. Alle anderen, die sich über Anfragen freuen, aber unsicher sind, was sie an Vergütung berechnen können, sollten sich mal Gedanken darüber machen, wie viel Zeit sie in ihre Blogs investieren. Noch dazu besteht ein Blog heute zusätzlich noch aus Instagram und anderen Social Media Kanälen. All diese Kanäle müssen regelmäßig gefüttert werden. Hinzukommen Kosten für den Blog, Social-Media Promotion, Materialkosten usw. Allein das sind genug Gründe als Blogger oder Influencer nicht nur für Produkte zu arbeiten, sondern auch ein angemessenes Honorar zu verlangen. Und kommt mir hier nicht mit dem Argument ,,wenig Reichweite“! Das hatten wir oben bereits.

Selbst mit 1000 Seitenaufrufe im Monat bzw. Follower auf IG, erreicht ihr eine Zielgruppe für Marken. Gerne nutzen Agenturen die Unsicherheit von manchen Bloggern aus und kommen mit der Mitleidstour. Wie oft steht in den Anfragemails, es wäre kein Budget vorhanden oder es handele sich um ein junges Unternehmen. Auch ich sehe mich als junges Unternehmen und möchte dementsprechend vergütet werden. Bei dem Punkt ,,kein Budget“ habe ich mal verhandelt und am Ende eine 4-stellige Summe erhalten. Ihr seht, die Firmen versuchen es erst mal. Generell ist Honorar verhandelbar, selbst wenn eins vorgegeben ist. Wenn die Vergütung nicht meinen Vorstellungen entsprechen, mache ich ein Gegenangebot – ganz nach dem Werbeslogan ,,Weil ich es mir wert bin“. In den meisten Fällen bekomme ich auch die Zusage. Ansonsten wird eben nichts aus der Zusammenarbeit. So selbstbewusst war ich zu Beginn natürlich nicht. Doch ich habe geübt und das empfehle ich euch auch. Einfach mal bei Koop-Anfragen, welche euch nicht besonders reizen, hoch pokern. Wenn sie dann nicht zustande kommt, ist es auch nicht tragisch. Und wenn doch, umso besser.

Weil ich es mir wert bin

Immer wieder liest man im Netz über Kalkulationsmethoden für Honorare (siehe unten im Post von ,,Kristie Hill„). Von solchen Berechnungen halte ich nichts. Ich verlange teilweise das 5-fache von den genannten Preisen und erhalte es auch. Wie ich weiß, bekommen diese Summen auch andere Blogger – selbst mit kleinerer Reichweite als meine. Auch, wenn man eigentlich nicht über Geld spricht, das muss mal gesagt werden. Denn als Blogger und Influencer bieten wir nicht nur Seitenaufrufe, sondern unsere Persönlichkeit und die richtige Zielgruppe. Vorausgesetzt, ihr habt die auf IG nicht in der Türkei oder Indien gekauft. Doch auch das ist ein anderes Faktum (einen Artikel von mir darüber findet ihr hier). Ich hoffe, ich konnte den Bloggern, die sich bezüglich der Vergütungen unsicher sind, etwas Mut machen. Mut dazu, das Honorar zu fordern, welches ihr wert seid. Übt einfach mal bei der nächsten Bloggerkooperation, mit der Zeit wird euch das immer leichter fallen.

Bloggerkooperationen sollten vergütet werden

Das alles gilt natürlich auch für Instagram-Influencer. Auch auf IG arbeite ich grundsätzlich nicht umsonst bzw. für ein Produkt, sondern berechne Honorar. Manchmal ärgert es mich direkt ein klein wenig, wenn ich die vielen Damen auf Instagram sehe, die für jede Koop ohne Vergütung arbeiten. Darüber freuen sich die Agenturen und reiben sich die Hände. Wenn wir alle an einem Strang ziehen würden, müssten die Firmen das zahlen, was uns zusteht. Doch Ausnahmen bestätigen natürlich auch bei mir die Regeln. Wenn es sich bei dem Produkt um eine Chanel Tasche handeln würde, würde ich auch ausschließlich für das feine Täschchen tätig werden. 😉

Mein Schlusswort noch zu diesem Thema: Toll wäre eine Gewerkschaft für Blogger! Einen weiteren lesenswerten Beitrag über Kooperationen hatte ich im Oktober 2014.

 

 

 

13 Kommentare

  1. März 25, 2021 / 11:19 pm

    Früher habe ich auf einem meiner Blogs auch „Beiträge gegen Produkt“ geschrieben. Da steckt viel Zeit drin. Zwischenzeitlich mache ich das nur mehr gegen Honorar.

    Dazu habe ich eine Frage. Wenn du einen Blog-Post gegen Honorar machst, hat dieser Post dann eine Laufzeit oder soll der ewig auf dem Blog bleiben? Was empfiehlst du? Vom Gefühl her sage ich, dass er zeitlich begrenzt sein soll.

  2. August 6, 2018 / 4:40 pm

    Liebe Cla, danke für deinen Erfahrungsbericht. Dem ist nichts hinzuzufügen, denn eine Gewerkschaft habe ich mir auch immer gewünscht.

    Ach vielleicht das noch: Wenn wir nur übers Honorar verhandeln würden, wären wir schon weit. Aber es gibt Agenturen, die fordern noch Do-Follow links. Und bin sicher, bekommen sie auch von genug anderen Bloggern. Soviel dazu….

    LG Sabina

    • claudia
      Autor
      August 7, 2018 / 8:46 am

      Stimmt liebe Sabina, das kommt ja noch hinzu. Dabei sollten es die Agenturen doch besser wissen.
      Lieben Gruß Cla

  3. August 2, 2018 / 7:04 pm

    Liebe Cla,
    das ist ein ganz toller Post. Ich habe nach wie vor Schwierigkeiten die Höhe des Honorars festzulegen. Von dem Link den du gesetzt hast halte ich übrigens auch nichts 🙂 Das wäre mir die vielen Stunden Aufwand nicht wert 🙂
    LG Natascha

  4. Juli 29, 2018 / 10:36 pm

    Liebe Namenschwester, ich musste sehr herzlich über deinen Nagellack lachen. So ähnlich ging es mir vor sechs Jahren mit dem Food Blog. Nach zwei oder drei Monaten klingelte eine Firma für Kräutersalz bei mir an. Ich möge doch das Produkt am Blog bewerben und ich würde dafür ein Probeset mit besagtem Salz erhalten und! trara man würde meinen Blogbeitrag auf Facebook teilen. Wow, das war sozusagen der erste Schritt zum berühmt werden, man hatte mich im Netz gefunden und wollte mit mir zusammenarbeiten. Aber es waren natürlich ganz andere Zeiten 🙂
    Am Food Blog mache ich nur Kooperationen gegen Geld und nehme keine Produkte als Bezahlung.
    Mit dem Lifestyleblog sehe ich es etwas anders, ich reise sehr viel und das im Luxusegment, da nehme ich auch Tauschgeschäfte an.
    Letztendlich soll jeder so tun wie er will. Übrigens würde ich mir wesentlich mehr KollegInnen in unserer Altersklasse wünschen, das würde auch mehr Interesse bei Kooperationspartnern wecken.
    Liebe Grüße von der Frau mit den zwei Salzproben in der Küche, die stehen zur Erinnerung immer noch herum, vielleicht sollte ich ihnen einen weiteren Blogartikel widmen nach sechs Jahren, Claudia

    • claudia
      Autor
      Juli 31, 2018 / 2:40 pm

      Liebe Claudia,
      immerhin waren unsere ersten Kooperationen so einschneidend, dass sie uns in Erinnerung blieben, Ich finde dein Salz hat in der Tat einen besonderen
      Blogpost verdient. War es doch der Stein, der alles ins Rollen brachte. 😉
      Lieben Gruß Claudia

  5. Juli 29, 2018 / 3:13 pm

    Ich handhabe Kooperationen sehr individuell. Wenn mich etwas sehr interessiert, nehme ich durchaus auch mal „nur“ ein Produktmuster. Dann gibt es allerdings auch keine Zusage über einen Post. Hier ist auch schon so manches unerwähnt in die Tonne geflogen. Oder nie erwähnt worden, weil mir die Zeit fehlte. Ich habe auch schon viel abgelehnt, weil das Honorar zu gering war. Manchmal habe ich ein Gegenangebot gemacht, was nicht angenommen wurde, manchmal hatte ich keine Zeit/ Lust für Verhandlungen. Aber grundsätzlich bin ich bei dir: Blogger sollten sich bewusst sein, dass Agenturen oder Firmen auch Geld verdienen.
    Liebe Grüße
    Andrea

    • claudia
      Autor
      Juli 29, 2018 / 8:19 pm

      Liebe Andrea,
      du machst es genau richtig: du lässt dein Bauchgefühl entscheiden. Verkauftst dich dabei aber nicht unter Wert und bleibst dir treu. Finde ich toll.
      Lieben Gruß Cla

  6. Juli 29, 2018 / 2:58 pm

    Ich finde es nicht schlimm, wenn Frauen für ihren Blog und/oder Instagram Account ohne Honorar gesponserte Teile posten. Viele Frauen freuen sich über die gesponserten Teile (ohne Bezahlung) und bringen die Freude auf ihrem Blog oder Instagram Account rüber. Das habe ich zu Beginn meiner Bloggerzeit nicht anders gehandhabt. Ich weiß auch nicht, ob eine überhöhte Honorar-Forderung klug ist, wenn man ein Neuling ist und der Blog sich noch entwickeln muss. Man läuft unter Umständen Gefahr, dass keine Kooperationen zustande kommen und der Blog sich nicht entwickeln kann. Als Azubi kann ich auch nicht das Gehalt einer Fachkraft fordern ;-).

    In den ersten Bloggerjahren habe ich auch viel ohne Aufwandsentschädigung gezeigt und mich vor allem über die gesponserten Teile gefreut. Als mein Blog erfolgreicher wurde, konnte und habe ich entsprechende Honorar-Zahlungen eingefordert. Kooperationen, die nicht zu mir und meinem Blog passen, werden strikt abgelehnt. Das heißt, ich nehme nur Kooperationen an, hinter denen ich stehe. Es ist mir besonders wichtig, dass die Zusammenarbeit mit Unternehmen auf Augenhöhe stattfindet.

    Natürlich: Auch heute gehe ich noch gelegentlich auf unentgeltliche Kooperationen ein. Insbesondere dann, wenn mich das Produkt überzeugt und sich daraus eine sogenannte Win-win-Situation ergeben kann.

    Wenn ich bei einer Zusammenarbeit das Gefühl bekomme, ausgenutzt zu werden, ist es mit meiner friedlichen Einstellung allerdings vorbei. Hierüber habe ich vor über einem Jahr bereits einen Blogpost

    unter dem Link Gutmütigkeit wird ausgenutzt! Ich ziehe die Reißleine!

    veröffentlicht.

    Einen schönen Sonntag wünsche ich Dir.
    LG
    Ari

    • claudia
      Autor
      Juli 29, 2018 / 8:16 pm

      Hallo liebe Ari,
      danke für deinen ausführlichen Kommentar. Ja du hast natürlich recht, jeder muss für sich selbst entscheiden, was seine Arbeit Wert ist ist. Oftmals sind es keine kleinen Accounts auf IG die Produkte zum Bewerben angeboten bekommen. Meisten haben sie eine hohe Folllowerzahl, also rein theoretisch könnten sie Honorar verlangen. Klar steht jedem frei, wie er sich vermarktet. Leider vergessen dabei viele, dass sie die Produkte eigentlich auch versteuern müssen. Aber das ist ein anderes Thema.
      Deinen Blogbeitrag habe ich gelesen. Sehr gut geschrieben. Im Prinzip ist dir das passiert, was ich hier beschreibe: Deine Gutmüzigkeit wurde ausgenutzt.
      Ganz lieben Gruß an dich

  7. Juli 29, 2018 / 8:46 am

    Liebe Cla,
    schön, dass Du es auf den Punkt gebracht hast!!! Wenn ich auf INSTA manche Posts sehe, die täglich irgend welche Marken bewerben, habe ich auf solche Seiten keine Lust mehr. Mein Blog ist kein Hobby, sondern mein Business. Und von einem Shirt und zahlreichen Armböndrrn kann ich keine Miete bezahlen – und mein Fotograf will auch leben. Wenn ich höre no money antworte ich no Blog! So einfach geht das, wenn man als Blogger respektiert werden möchte. Schönen Betrag hast Du da geschrieben 👌
    Beste Grüße
    Martina
    https://www.lady50plus.de

    • claudia
      Autor
      Juli 29, 2018 / 8:21 pm

      Sehr konsequent, aber so sollte das Business laufen. Außer man betreibt das Bloggen als Hobby.
      Grüße Cla

  8. Claudia
    Juli 29, 2018 / 8:22 am

    Hallo Cla,
    ich muss immer wieder feststellen, wie naiv ich trotz meiner vielen Jahre bin. Ich dachte immer, es würde just for fun gebloggt – zumindest, wenn es sich nicht um „große“ Namen handelt. Das finde ich interessant.
    Viele Grüße,
    Claudia

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