Durch die Kindheit joggen

Kennt ihr den Zustand zwischen noch wach und schon am träumen? Nein, ich meine nicht den Büroschlaf. Also wenn ihr abends zum Einschlafen im Bett liegt und schon langsam in den Schlafmodus übergeht. Oftmals fange ich in diesem Halbschlaf schon mit dem Träumen an. Bin also noch wach, nehme aber das Wegsinken in den Traum bewusst wahr. Genau in so einem Moment ist mir unlängst ein Nachname blitzartig in den Sinn geschossen. Ein Nachname, der mir bekannt vorkam, den ich jedoch nicht zuordnen konnte. Erst am nächsten Morgen fiel mir die passende Person dazu ein. Besser gesagt 7 Personen. In meiner Kindheit wohnte eine Familie mit 5 Kindern im Nachbarhaus und genau deren Name war es, der sich in meinen luziden Traum schmuggelte. Unglaublich unser Hirn, was es nach über 35 Jahren hervorholt. Denn so lange ist es bestimmt her, dass ich an diese Familie gedacht habe.

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Diese Eingebung habe ich dann auch gleichmal genutzt, um mit meinen Gedanken in meiner Kindheit zu schweifen. Ich bin sogar noch einen Schritt weitergegangen und habe den Ort meiner Kindheitstage aufgesucht. Denn ich wohne nicht weit davon entfernt. Trotzdem bin ich in diesen Straßen nicht oft unterwegs. Also bin ich letztens von meiner gewohnten Joggingrunde abgekommen und habe mich auf den Pfaden meiner Kindheit begeben.

Ihr könnt euch vorstellen, dass sich hier vieles verändert hat. Nicht nur das ganze Haus sieht inzwischen anders aus, sondern auch die Bäume und Sträucher herum. Obwohl alles in die Höhe gewachsen ist, kam mir die Szenerie viel kleiner vor als früher. Klar, dass auf meiner Tour auch meine Gedanken in den Straßen der Kindheit wanderten. Mir fielen meine damaligen Freunde ein. Die meisten habe ich nie mehr gesehen. Man könnte annehme, dass man sich in so einer kleinen Stadt wie unsere, mal über den Weg laufen würde. Aber neh, ist nicht so.

Wobei auch viele fortgezogen sein könnten. Was wohl aus Anika geworden ist? Anika war 2, 3 Jahre jünger als ich und wohnte im Haus gegenüber. Oft schrieben wir in riesigen Worten Nachrichten auf Papierblättern und hielten sie für den anderen ans Fenster. Heute würden wir wohl unser Handy nutzen. Zudem mittlerweile Bäume den gegenseitigen Blick auf die Häuser versperren. Aus Neugier schaute ich mir die Namensschilder der Klingeln an. Keine einzige Familie von einst wohnt hier noch. Irgendwie fühlt sich die Umgebung vertraut, aber dennoch fremd an. Erinnerungen kommen hoch. Ich sehe mich mit meinem Skateboard um die Häuser flitzen, Schneemänner mit den Nachbarkinder bauen und an meinem Mofa herumbasteln. Unglaublich wie lange das alles her ist und mir doch wie gestern vorkommt.

Vermehrt an die Kindheit oder Jugend zu denken, ist auch so ein Zeichen des Älterwerdens. Wenn man jung ist, lebt man im Jetzt und schaut nach vorne. Umso älter wir werden, umso öfters schwelgen wir in vergangenen Zeiten. Wissen wir doch alle, wie gerne unsere Eltern und Großeltern immer wieder die gleichen alte Geschichten hervorholen. Geschichten, die wir uns immer wieder gerne anhören. Unsere Geschichten werden wir später an unsere Enkelkinder weitergeben.

 

6 Kommentare

  1. Jackie Harrison
    Juni 8, 2018 / 12:12 pm

    I do not usually think of my childhood but my mom always remind me when I do something and she remember I do the same face expression when I was a kid lol. Have a lovely weekend. FYI your blog gives a hard time to post comment

  2. Mai 20, 2018 / 6:00 pm

    Was für ein schöner Beitrag, Cla! Meine Eltern wohnen immer noch im Haus meiner Kindheit, von daher komme ich durchaus ab und zu vorbei. Aber dennoch hat sich viel geändert.

    Was ich auch in der Straße feststelle, in der ich jetzt wohne: Die gemeinsame Entwicklung. Erst sind alle Kinder klein, dann gehen sie in Schule und dann sind sie alle ausgeflogen. Zurückbleiben lauter Empty Nester. ;-))) War in meiner Kindheitsstraße auch so. Und irgendwann sterben die Menschen dann weg, und dann beginnt der Kreislauf von Neuem.

  3. Hasi
    Mai 20, 2018 / 4:49 pm

    Ich finde sowas immer wieder spannend, wenn man als Erwachsener quasi einen Besuch in der eigenen Kindheit macht. Und es muss Einem ja manchmal nur plötzlich ein bestimmter Geruch in der Nase kitzeln – plötzlich sitzt man wieder als Kind am Küchentisch der Oma, fühlt das Baumwoll-Tischtuch und hört die schon lange vergangenen Geräusche. Faszinierend. Diese Erinnerungen aus den Jugendttagen sind halt doch im Urgestein des eigenen Ichs gespeichert – auch wenn sich natürlich in der Regel das persönliche Denken und Empfinden im Laufe der Jahrzehnte noch ordentlich weiter entwickeln. Mein Elternhaus und das Haus der Großmutter wurden schon vor ettlichen Jahren verkauft und mittlerweile sichtbar umgestaltet. Trotzdem ist es für mich immer wieder ein komisches Gefühl, dass diese Häuser nun einerseits so fremd geworden sind, aber andererseits doch immer noch so vertraut wirken. Und man merkt, wie die Zeit vergeht.

    Ich wünsche noch schöne Pfingsten und schicke ganz liebe Grüße!
    Hasi

  4. Mai 20, 2018 / 11:32 am

    Beim Lesen deines Blogs hatte ich die Bilder meiner schönsten sieben Kindheitsjahre vor mir, als wir in einem Einfamilienhaus wohnten, an dem ich heute noch hänge… Ich fahre da heute noch manchmal vorbei und es hat sich dort nicht viel verändert. Meine beste Freundin, die nebenan wohnte, ist aber noch immer meine beste Freundin. Ich habe das Gefühl, dass ich von diesen Jahren alles noch genau weiß. Ich denke allerdings nicht viel an früher, sondern lebe im Moment. Liebe Grüße und danke für deinen Blog, der zum Nachdenken anregt.

  5. Anita
    Mai 20, 2018 / 10:24 am

    Ein so feiner kleiner Beitrag. Ich mache nicht viele Worte, schließe mich in allem meiner Vorrednerin Lilli an und sage DANKE!

  6. Mai 20, 2018 / 9:08 am

    Morning Cla! Oh I know what you mean, it happens to me all the time, I always think of my childhood and admit I miss it so much. Your memories are sweet and I feel you near. The pic is great. Yes, I watched the wedding, it made me dream and she was so so beautiful, a true princess. Happy Sunday mein freund, hugs! xo

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